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Friedrich Schiller – Über das Erhabene

1801 erschienen in: Kleinere prosaische Schriften. Im Zusammenhang mit den Schriften Über das Pathetische und Vom Erhabenen entstanden.

Inhalt:

Die gesamte Natur, und damit auch der Mensch, ist von der Vernunft geprägt. Der Wille unterscheidet den Menschen vom Rest der Natur. Das Erleiden von Gewalt, das den freien Willen aufhebt, gefährdet deshalb den Keim des Menschseins. Diese Gefahr kann nur durch den Besitz absoluter Gewalt abgewendet werden, was nicht allen Menschen möglich ist, und in Bezug auf den Tod sogar niemandem.
Die Kultur kann auf zwei Arten versuchen, die Natur zu beherrschen und den Willen des Menschen durchzusetzen. Entweder realistisch mit Hilfe der physischen Kultur, indem der Mensch versucht, die Natur nach ihren eigenen Gesetzen zu kontrollieren oder sich zumindest durch die Kenntnis dieser Gesetze vor ihr in Sicherheit zu bringen oder idealistisch mit Hilfe der moralischen Kultur, indem er sich den Gewalten, die er nicht beherrschen kann freiwillig unterwirft und sie so „dem Begriff nach vernichtet“, da er sie akzeptiert. Demzufolge ist nur der moralisch gebildete Mensch frei, da er der Natur entweder tatsächlich an Gewalt überlegen ist oder ihren Lauf zu seinem Willen macht, was laut Schiller bisher als Resignation in die Notwendigkeit oder Ergebung in den göttlichen Ratschluss bezeichnet wurde.
In jedem Mensch ist eine ästhetische Tendenz, ein Gefühl für die Schönheit vorhanden, das ihn bereits von der Natur etwas unabhängiger macht, weil er sich am Schein freut und die Dinge nicht unbedingt besitzen muss. Weil er sich aber an die Existenz von Schönem und Gutem klammert, ist er doch nicht ganz frei. Das Schöne ist somit der Ausdruck der Freiheit, innerhalb der Natur des Menschen, das Erhabene, als selbständiges menschliches Prinzip, das unabhängig von der sinnlichen, berührbaren Welt ist, erhebt ihn über seine Natur.
Wenn ein Mensch, der im Glück tugendhaft war, dies auch im Unglück bleibt, so kann man seine Tugendhaftigkeit nicht mehr mit der Ursache „Glück“ erklären. Sein moralisches Vermögen ist dann nicht mehr an Naturbedingungen gebunden und kann als erhaben bezeichnet werden.
Das Schöne bindet den Menschen an die sinnliche Welt, das Erhabene befreit ihn davon. Alle Menschen können das Schöne und das Erhabene empfinden, die Empfindung für das Schöne wird aber von Natur aus eher entwickelt und die Kunst soll dabei helfen, beide gleichermassen zu entwickeln.
Die Weltgeschichte stellt sich dar als Konflikt der Naturkräfte untereinander und mit der Freiheit des Menschen, wobei bisher meistens die Naturkräfte (d.h. die Affekte des Menschen) gewonnen haben.
Der Mensch muss nun versuchen, die physische und die moralische Welt zu vereinen, damit er handelt, wenn er etwas ändern kann und ertragen, wenn er das nicht kann und muss deswegen das Schöne und das Erhabene gleichermassen empfinden können, damit er einerseits in der sinnlichen Welt noch handeln kann und nicht einfach nur aus ihr ausbrechen will, und andererseits seine Würde, seien Willen nicht verliert.
Darin kann ihn die Kunst bestärken. Das Pathetische beispielsweise ist ein künstliches, eingebildetets Unglück, dass dem Menschen hilft den Umgang mit Unglück zu üben, bevor es tatsächlich eintritt. Die tragische Kunst (Gemälde, Theater etc) verfolgt mit ihren Nachahmungen dieselben Ziele und weckt das Gefühl für das Erhabene im Menschen.
Zwar könnte der Mensch die Empfindung von Schönem und Erhabenem auch an der Natur üben, aber die Kunst kann ihm das Anschauungmaterial gewissermassen aufbereiten.

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