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Erwischt

Ich fragte den Depressiven welche Farbe die Schuhe haben sollten die ich ihm kaufen sollte.
Er sagte, es sei egal.
Also fragte ich ihn, was er sagen würde, wenn es nicht egal wäre,
und er begann von Farben und Schuhen zu schwärmen.

obskurparadoxgroteskschizophrenkafkaesk

Wenn etwas passt und nicht passt gleichzeitig, und das auf der (scheinbar?) gleichen Ebene,

DANN IST DAS VERDAMMT FETT

Vielleicht ein Türöffner zum Sublimen.

Begegnung mit Rabe

Mit einem Schatten vor den Augen durchs Leben gehen, alles dumpf sein lassen, die eigene Stimme nicht mehr wirklich hören können,
oder in allem das sehen, was sich mit dem Selbst verknüpfen lässt, das Sublime herauskitzeln und die leuchtenden Augen sprudeln lassen?

Konnte nicht schlafen, da flog ein Rabe, welcher an seinen Krallen einen toten, hageren Mann in schwarzem Anzug und Zylinder auf dem Kopf trug, in mein Zimmer hinein, und durch ein anderes offenes Fenster wieder hinaus.
Ich vermutete es sei ein neues Krafttier. Der Rabe fühlt sich an wie ein neues Symbol für die neue Finsternis. Das würde heißen, dass man aus dieser Finsternis Kraft schöpfen kann, aber gute Kraft, keine Zerstörerische.
Am nächsten Tag war das Haus, wo man Hörgeräte kaufen kann nicht mehr da, abgerissen.
Ich lief vorbei und guckte auf den Fleck Erde der hier wie eine Zahnlücke zwischen den sonstigen Häusern der Fussgängerzone wirkte.
Da war wieder der Rabe und frass ziemlich rabiat eine tote Taube. Ich glaube nicht dass er auf sie wartete, er hat sie bestimmt gekillt.
Als er mich bemerkte verschwand er.
War saupathetisch, mit Sonnenuntergang im Hintergrund und so.
Und ich, verliebt!

Die Märkte entschärfen

Archivtext vom 12.12.1997

Le Monde diplomatique

Die Märkte entschärfen

Von
IGNACIO RAMONET

DER Taifun über den Börsen Asiens bedroht auch den Rest der Welt. Die Globalisierung des Finanzkapitals verunsichert die Menschen: Sie umgeht und demütigt die Nationalstaaten als die maßgeblichen Garanten von Demokratie und Allgemeinwohl.

Zudem haben die Finanzmärkte sich längst einen eigenen Staat geschaffen, einen supranationalen Staat, der über eigene Apparate, eigene Beziehungsgeflechte und eigene Handlungsmöglichkeiten verfügt. Es handelt sich um das institutionelle Viereck aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Weltbank, Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und Welthandelsorganisation (WTO). Unisono preisen diese Institutionen die “Tugenden des Markts” – was von allen großen Medien nachgebetet wird.

Dieser Weltstaat ist ein Machtzentrum ohne Gesellschaft. An deren Stelle treten immer mehr die Finanzmärkte und die Riesenkonzerne, die der Weltstaat repräsentiert. Die Folge ist, daß die real existierenden Gesellschaften keinerlei Macht mehr besitzen.(1) (Siehe hierzu das Dossier über die internationale Finanzkrise, Seiten 12 bis 15)

Als Nachfolgerin des Gatt ist die WTO seit 1995 zu einer Organisation mit supranationalen Befugnissen geworden, die keinerlei demokratischer Kontrolle unterliegt. Sie kann verkünden, daß nationale Gesetze in Sachen Arbeitsrecht, Umweltschutz oder Gesundheitswesen “der Freiheit des Handels entgegenstehen”, und ungehindert deren Abschaffung fordern.(2) Im übrigen wird in der OECD seit Mai 1995 (von der Öffentlichkeit kaum beachtet) der äußerst wichtige multilaterale Investitionsvertrag ausgehandelt, der 1998 zur Unterzeichnung ansteht. Er zielt darauf ab, Investoren gegenüber nationalen Regierungen umfassende Rechte zu sichern.

Will man verhindern, daß die Welt sich im 21. Jahrhundert endgültig in einen Dschungel verwandelt, in welchem die Räuber den Ton angeben, wird die Entwaffnung der Finanzmächte zur ersten Bürgerpflicht.

1400 bis 1500 Milliarden Dollar wandern mehrmals täglich – meist im Zehnminutentakt – auf den Devisenmärkten hin und her; es wird auf Schwankungen im Devisenkurs spekuliert. Diese Instabilität der Wechselkurse ist eine der Hauptursachen für das hohe Niveau der (inflationsbereinigten) Realzinsen, das die Kaufkraft der Privathaushalte sowie die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen dämpft. Sie sorgt dafür, daß die Staatshaushalte immer weiter ausgehöhlt werden; die Pensionsfonds, die mit Hunderten Milliarden Dollar hantieren, dringen bei den Unternehmen auf immer höhere Dividenden: Ihre Aktienpakete sollen mindestens so rentabel sein wie die staatlichen Obligationen. Die Lohnabhängigen sind die Hauptleidtragenden dieser Jagd nach Profit, denn wenn sie massenhaft entlassen werden, gehen die Börsenkurse ihrer ehemaligen Arbeitgeber in die Höhe.

Wie lange können die Gesellschaften dies alles noch hinnehmen? Es wird höchste Zeit, diesen zerstörerischen Kapitalbewegungen Sand ins Getriebe zu streuen. Das ist auf dreierlei Weise möglich: über die Abschaffung der “Steuerparadiese”, über die höhere Besteuerung von Kapitaleinkünften und über eine allgemeine Besteuerung der Finanztransaktionen.

STEUERPARADIESE sind bekanntlich Gebiete, in denen das Bankgeheimnis dem einzigen Zweck dient, Unterschlagungen zu vertuschen, schmutzige Gelder aus dem Drogenhandel und anderen mafiösen Geschäften zu waschen, sowie Steuerflucht, geheime Zuwendungen und so weiter zu ermöglichen. Hunderte Milliarden Dollar werden so jeglicher Besteuerung entzogen – im Interesse der Mächtigen und der Finanzunternehmen. Alle Großbanken der Welt haben Filialen in “Steuerparadiesen” und ziehen aus ihnen große Profite. Ließe sich nicht ein Finanzboykott von Gibraltar, den Kaimaninseln oder Liechtensteins durchsetzen, indem man Banken, die mit öffentlichen Stellen zusammenarbeiten, untersagt, dort Filialen zu eröffnen?

Die Besteuerung der Finanzeinkünfte ist eine demokratische Minimalforderung. Diese Einkünfte sollten genauso hoch besteuert werden wie die Einkünfte aus Lohnarbeit, was freilich nirgends der Fall ist, schon gar nicht in der Europäischen Union.

Die völlig freie Kapitalzirkulation untergräbt die Demokratie. Deshalb müssen Abschreckungsmechanismen installiert werden. Der bekannteste dieser Mechanismen ist die “Tobin- Steuer”, benannt nach dem Nobelpreisträger für Ökonomie James Tobin. Er hatte 1972 angeregt, in bescheidenem Umfang alle Transaktionen auf den Devisenmärkten zu besteuern, um diese zu stabilisieren und gleichzeitig Einkünfte für die Staaten und die Internationale Gemeinschaft zu schaffen.

Bei einem Satz von 0,1 Prozent würde die Tobin-Steuer jährliche Einkünfte von rund 166 Milliarden Dollar einbringen – das Doppelte der jährlich benötigten Summe, um die extreme Armut bis zur Jahrtausendwende abzuschaffen.(3)

Zahlreiche Experten haben gezeigt, daß die Einführung dieser Steuer keinerlei besondere technische Schwierigkeit bereiten würde.(4) Ihre Anwendung würde lediglich dem liberale Credo der Regierungen, des supranationalen Staates von Weltbank-IWF-OECD-WTO und der großen Finanzinstitutionen zuwiderlaufen, die unentwegt predigen, daß es zum aktuellen System keine Alternative gebe.

Warum nicht eine weltweite regierungsunabhängige Organisation namens “Aktion für eine Tobin-Steuer als Bürgerhilfe” (Action pour une taxe Tobin d’aide aux citoyens – Attac) ins Leben rufen? Im Verein mit den Gewerkschaften und den zahlreichen Organisationen, die kulturelle, soziale oder ökologische Ziele verfolgen, könnte sie gegenüber den Regierungen als gigantische Pressure-group der Zivilgesellschaft auftreten, mit dem Ziel, endlich wirksam eine weltweite Solidaritätssteuer durchzusetzen.

Fußnoten:
(1) Vgl. André Gorz, “Misères du présent, richesses de l’avenir” Paris (Galilée) 1997.
(2) Vgl. François Chesnais, “La Mondialisation du capital”, Paris (Syros) 1997, zweite, erweiterte Auflage.
(3) “Rapport sur le développement humain 1997”, Paris (Economica) 1997.
(4) Vgl. das völlig unbeachtet gebliebene Buch von Mahbub Ul Haq, Inge Kaul und Isabelle Grunberg, “The Tobin Tax: Coping with Financial Volatility”, Oxford University Press 1996. Außerdem: Ibrahim Warde, “Die Tobin-Steuer, ein wenig Sand im Getriebe”, “Le Monde diplomatique, Februar 1997.

Le Monde diplomatique Nr. 5406 vom 12.12.1997, Seite 1, 185 Dokumentation, IGNACIO RAMONET

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Vorwärts von der Spitze des Pfahls

Sekiso fragte: “Wie könnt ihr von der Spitze eines hundert Fuß hohen Pfahls aus vorwärtsgehen?”
Ein anderer Zen-Meister sagte: “Einer, der auf der Spitze eines hundert Fuß hohen Pfahls sitzt, hat eine gewisse Höhe erreicht, aber noch immer geht er mit Zen nicht frei um. Er sollte von dort aus vorwärtsgehen und mit seinem ganzen Körper in den zehn Teilen der Welt erscheinen.”

Mumons Kommentar: Es kann einer Schritt vor Schritt setzen oder sich frei auf der Spitze eines Pfahls herumdrehen. In jedem Falle sollte er anerkannt werden. Ich möchte euch Mönche jedoch fragen: Wie wollt ihr von der Spitze dieses Pfahls aus vorwärtsgehen? Paßt auf!

Der Mensch dem das dritte Auge der Einsicht fehlt, klammert sich an das Maß von hundert Fuß.
Solch ein Mensch wird dort herunterspringen und sich töten, wie ein Blinder, der andere Blinde in die Irre führt.