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Franz Kafka – Der Geier

Es war ein Geier, der hackte in meine Füße. Stiefel und Strümpfe hatte er schon aufgerissen, nun hackte er schon in die Füße selbst. Immer schlug er zu, flog dann unruhig mehrmals um mich und setzte dann die Arbeit fort. Es kam ein Herr vorüber, sah ein Weilchen zu und fragte dann, warum ich den Geier dulde. “Ich bin ja wehrlos”, sagte ich, “er kam und fing zu hacken an, da wollte ich ihn natürlich wegtreiben, versuchte ihn sogar zu würgen, aber ein solches Tier hat große Kräfte, auch wollte er mir schon ins Gesicht springen, da opferte ich lieber die Füße. Nun sind sie schon fast zerrissen.” “Daß Sie sich so quälen lassen”, sagte Der Herr, “ein Schuß und der Geier ist erledigt.” “Ist das so?” fragte ich, “und wollen Sie das besorgen?” “Gern”, sagte der Herr, “ich muß nur nach Hause gehn und mein Gewehr holen. Können Sie noch eine halbe Stunde warten?” “Das weiß ich nicht”, sagte ich und stand eine Weile starr vor Schmerz, dann sagte ich: “Bitte, versuchen Sie es für jeden Fall.” “Gut”, sagte der Herr, “ich werde mich beeilen.” Der Geier hatte während des Gesprächs ruhig zugehört und die Blicke zwischen mir und dem Herrn wandern lassen. Jetzt sah ich, daß er alles verstanden hatte, er flog auf, weit beugte er sich zurück, um genug Schwung zu bekommen und Stieß dann wie ein Speerwerfer den Schnabel durch meinen Mund tief in mich. Zurückfallend fühlte ich mich befreit, wie er in meinem alle Tiefen füllenden, alle Ufer überfließenden Blut unrettbar ertrank.

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Gewissensfrage.

vom 15.12.10

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Ich betrat das bezaubernde, prunkverziehrte Luftschloss, musste mich beeilen, der Teufel hing mir an den Versen.
Ich genoss dieses sichere Gefühl nachdem ich die Tür schloss und wollte grade meine Kleider ausziehen. Dann fragte ich mich jedoch ob ich hier richtig bin. Etwas sagte mir dass ich es nicht war. Ich drehte also um, der Türhüter stand jedoch nun vor der Tür in einer wegversperrenden Haltung und beobachtete mich skeptisch. Er sagte mir “Junge… Geh da nicht raus.. Da draussen wartet die Realität auf dich.”. Doch ich nahm mir ein Herz, schlug ihn gegen die Wand und riss die Tür auf.
Ich trat hinaus, und da ich nicht nachdachte fiel ich 10 Meter tief. Klatsch, brach mir mein Rückgrat.
Bin im Wald gelandet. Überall kahle Bäume, blöder Winter. Hoffentlich findet mich der Teufel nicht dachte ich mir. 10 Tage orientierungslos, verfroren unter einem dieser Bäume. Wieder fasste ich mir ein Herz, bedankte mich beim Baum und verabschiedete mich. Dann lief ich los. Die vom Schnee weiße und frierende graue Katze hatte meine Ablehnung, bin allergisch gegen die Viecher also weiter gelaufen, dann kam der Geistesblitz, ich drehte um und gab ihr zu Essen. Sie schien mich zu mögen. Ich mochte sie auch.
So schlimm ist es hier wohl doch nicht. Hoffentlich geht die Sonne bald auf.

Franz Kafka – Vor dem Gesetz

Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. “Es ist möglich”, sagt der Türhüter, “jetzt aber nicht.” Da das Tor zum Gesetz offen steht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: “Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehen. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehen aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.” Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen dünnen schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und lässt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: “Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben.” Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergisst die andern Türhüter, und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Schließlich wird sein Augenlicht schwach, und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Tür des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Der Türhüter muss sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zu ungunsten des Mannes verändert. “Was willst du denn jetzt noch wissen?” fragt der Türhüter, “du bist unersättlich.” “Alle streben doch nach dem Gesetz”, sagt der Mann. “Wieso kommt es, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat?” Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: “Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.”

Willensfreiheit.

vom 21.12.2010

Es wird unterstellt, dass Menschen im Gegensatz zu anderen Lebewesen über “Willensfreiheit” verfügen. Grundlage dieser Idee ist das sogenannte “Prinzip der alternativen Möglichkeiten”. Dieses besagt, dass sich eine Person unter exakt den gleichen Bedingungen prinzipiell auch anders entscheiden könnte, als sie sich tatsächlich entscheidet. So könnten Entscheidungen weder durch innere noch durch äußere Faktoren eindeutig bestimmt gewesen sein.

Allerdings ist es doch so, dass der Apparat, der Entscheidungen fällt, nämlich unser Gehirn, auch nur auf Molekülen, Energie und physikalischen und chemischen Prozessen basiert. Und die können ja wohl berechnet werden!
Damit wäre die Willensfreiheit des Menschen als quatsch widerlegt.
Google it, das ist der neueste Stand der Wissenschaft & der Philosophie!
Es gibt keinen freien Willen.

Das hört sich jetzt erstmal komisch an, man denkt schliesslich man könnte selbst entscheiden was man tut. Nein! Man sieht nur zu und GLAUBT da eine Macht drüber zu haben.

Weiter gedacht ist das ein schöner Gedanke. Dadurch gibt es keine Schuld mehr. Es hat schliesslich nicht anders kommen können!
Und wenn es keine Schuld mehr gibt fällt auch die Kategorisierung in moralisch gut und böse weg, es kommt eben wie es kommt.

Damit wäre die mega buddhistische Aussage rational fundiert.
Ha! Killer.
Zusatz vom 6.7.16, editiert am 15.6.2019
Habermas sagte, eine reine Rationalisierung menschlichen Denkens tut dem Mensch nicht gerecht, und so gilt es zu unterscheiden, dass wir Beobachter und Teilnehmer gleichzeitig seien.
Weiter sagt er „Frei ist nur der überlegte Wille.“. Er bleibt beim Freiheitsbegriff bei der intuitiv empfundenen Freiheit und widerspricht damit nicht, sondern macht die sache menschlich. Ohne weiter zu glauben wir seien frei wären wir sonst nur noch Beobachter. Das wär ziemlich depri. Danke Jürgen.

Polizeigewalt

Hört auf Dinge nicht zu glauben, nur weil sie nicht in der Zeitung stehen!