Ich denke seit geraumer Zeit über Entstehungsgründe von Wahnsinn nach. Ich hoffe, es wird daraus ein gemeinsamer Nenner erkennbar, ich erahne; es hat wohl etwas mit einem unheimlichen Kontrast zu tun.
(Nachtrag vom 7.6.2021: Dieser von mir erkannte Kontrast scheint dem, was die Doppelbindungstheorie behandelt, sehr ähnlich – vielleicht ist es das)
Hier habe ich über Isolation als Grund zur Entstehung von Wahnsinn geschrieben.
Diese Gedanken beruhen natürlich nur auf den wenigen Erfahrungen die ich mit Wahnsinnigen gemacht habe und dienen mir zu verarbeiten und zu verstehen, ich bin kein Psychologe.
Die Texte gelten auch den Betroffenen, denen ich über diesen Weg eine gute Besserung wünsche.
Man steht vor einer Tür, die man noch nie betreten hat, hinter ihr: Unbekanntes, Unverstandenes. Man kann sie aber nie betreten, obwohl man es möchte. Man klopft an, und wird nicht hinein gelassen, also klopft man lauter und lauter, und wenn man nicht aufgibt und wo anders hin geht, entsteht hier der Wahnsinn.
Wahnsinn ist wie ein Feedbackloop im Erkennen. Man möchte erkennen, kann aber nicht, und möchte daher um so mehr. Man arbeitet sich gedanklich erfolglos ab an einer Sache, die man nicht versteht. Gesund wäre, irgendwann aufzugeben, also zu erkennen, dass die Tür, durch die man will, nicht zu betreten ist, und einfach weiter zu gehen. Doch wenn man glaubt, dass es ausschließlich hinter dieser einen Tür weiter ginge, darf dies unmöglich sein. Es handelt sich hierbei jedoch um eine Fehlannahme.
Mythen und Geheimnisse machen wahnsinnig, da sie nie ganz begriffen werden können, ohne, dass man eingeweiht wird. Sie sind der Tod der Neugierigen. Deshalb ist Okkultes so schlecht. Auch wird gesagt, in fremde Kulturen zu gehen, oder gar nur in eine andere Stadt zu ziehen, kann Schizophrenie auslösen. Dies ist, da dabei auf einmal zu viele neue Geheimnisse auftreten, was den neugierigen Geist überlastet.
Der Wahnsinn ist dem Glaube nah, es ist aber kein Glaube selbst, im Gegenteil, ein fester Glaube kann die Heilung sein. Es geht um den Wunsch einen Glauben zu rationalisieren, es aber nicht zu schaffen, da die gedankliche Struktur sich ad-absurdum führt oder zu keinem Ergebnis kommen kann.
Nimmt man sich einer solchen Philosophie an, die etwas greifen will, was nicht gegriffen werden kann (womöglich weil es nicht existiert), verändert sich die Art der Sinnsuche. Man steht plötzlich im Zusammenhang mit etwas unbegreiflichem Äußeren, in das man grenzenlos hinein zu projiziert vermag. Und so ist man dann relativ schnell bei der Paranoia.
Um sich davor zu schützen soll man nicht Neues fortwährend auf alt-Bekanntes reduzieren, sonst würde es unmöglich überhaupt zu lernen, aber, so glaube ich, braucht man eine unerschütterliche Grundsicherheit, an der man Unverständliches fest machen kann, um nicht wahnsinnig zu werden, oder, man vergisst, es wird einem egal, wo man vorher dran verzweifelte. Es gibt philosophische Ansätze, die dem wissenschaftlichen Geist erlauben, Unverständliches zuzulassen, im Guten sein zu lassen.
Es handelt sich bei der Konstitution der Gedankenwelt gleichzeitig um die Konstitution des Gehirns. Wer also keinen “gesunden”, also wohl-tuenden, Geisteszustand aufrecht zu erhalten vermag, muss sein Denken ändern, und durch neues Denken seinen Gehirn-Muskel regelrecht umtrainieren, in Ruhe, durch Meditation, durch Optimismus. Auf keinen Fall durch Substanzen, welche das Gehirn nur weiter in eine unkontrollierte Richtung umformen.
Hier noch eine Affirmation von Rob Brezsny:
“Pronoia is the antidote for paranoia. It’s the understanding that the universe is fundamentally friendly. It’s a mode of training your senses and intellect so you’re able to perceive the fact that life always gives you exactly what you need, exactly when you need it.”