Interaktive Medien

Dr. Gabor Maté

“Wenn Kinder traumatisiert werden ist eine Art wie sie versuchen damit zurechtzukommen, dass sie sich selbst beruhigen, und das ist, wo die Sucht hereinkommt.
Eine andere Art damit umzugehen mitgeteilt zu bekommen dass man nicht gut genug sei, dass man es nicht wert sei geliebt zu werden, ist, dass man den Rest seines Lebens damit verbringt zu versuchen zu beweisen, dass man es doch ist, und wie macht man das?
Indem man zu allen nett ist.
Indem man nie sagt wie man sich wirklich fühlt, weil es könnte ja jemandem nicht gefallen, wie man sich fühlt.
Indem man nie gesunde Wut ausdrückt wenn jemand seine Grenzen überschreitet.
Indem man zu hart arbeitet um zu beweisen dass man etwas beitragen kann.
Deswegen war ich als Doktor ein Workaholic. Weil ich dieses Gefühl als Kind bekommen hatte. Als jüdisches Kind unter der Naziregierung im zweiten Weltkrieg wurde mir eingeredet dass die Welt mich nicht will. Ich war nicht gut genug. Nun, und dann habe ich den rest meines Lebens damit verbracht das zu kompensieren, indem ich mir zu viel aufgeladen und mich gestresst habe.
Diese Stressoren haben Auswirkungen auf die Physiologie. Sie haben Auswirkungen auf das Immunsystem. Sie haben Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System, auf das Herz, und auf das Nervensystem, sie können Krankheiten verursachen. Die meisten Krankheiten von denen meine Kollegen, Physiker, behaupten sie seien einfach zufällige Krankheiten, sind überhaupt nicht zufällig. Sie sind das Ergebnis von lebenslangem Stress der das Ergebnis von dem Versuch eines Kindes zu kompensieren ist.”
– Dr. Gabor Maté

“Wenn man nicht geliebt wurde so wie man ist, wird man schwer dafür arbeiten, gemocht zu werden.
Und wenn man gemocht werden will versucht man es allen recht zu machen. Dann sagt man niemals nein, nimmt jede Aufgabe an, fühlt sich verantwortlich dafür, wie sich andere fühlen, will nie jemanden enttäuschen…
Und dann werden einen alle mögen. Aber niemand wird einen wirklich lieben, weil niemand einen überhaupt wirklich kennt.
Und dann gibt es all die sozialen Erwartungen, in die man passen soll. Dass man sich anpasst, dass man denken soll wie alle anderen, dass man sich anziehen soll wie alle anderen… Es gibt diesen ganzen Druck, dass man nicht man selbst sein soll.
Und was passiert dann? Man wird krank, wird depressiv, wird ängstlich, bekommt Krebs, bekommt Autoimmunerkrankungen, wird süchtig… weil der Schmerz, nicht man selbst zu sein, zu groß ist.
Wie kommst man also zu sich selbst zurück?
Die gute Nachricht ist, dass das Selbst, was man aufgegeben hat, nie verschwunden ist. Es ist immer noch da und es spricht mit einem durch den Körper, und es spricht durch die Emotionen. Es geht also darum, zu lernen, dies zu bemerken.
Und irgendwann muss man eine Entscheidung treffen.
Als Kind hat man keine Wahl. Wenn es hier einen Konflikt zwischen Bindung und Authentizität gab, musste man sich für Bindung entscheiden, man konnte nicht gehen.
Als Erwachsener muss man das nicht mehr.
Und ja, wenn man authentisch ist, dann wird man einige seiner Bindungen verlieren. Einige Leute, die einen vorher wirklich mochten, werden einen dann nicht mehr mögen.
Wen hättest du lieber in deinem Leben? Die, oder dich selbst?”
– Dr. Gabor Maté

Stress

Viele Eltern lieben ihre Kinder nicht.
Wenn ein Elternteil depressiv ist, ist es allgemein nicht in der Lage zu fühlen, auch nicht die Liebe.
Manche Elternteile werden von ihrem Kind an das andere Elternteil erinnert, mit dem noch so viele Rechnungen offen sind, und dann wird die Wut, die daraus entstand, auf das Kind projiziert, und es bleibt kein Raum mehr für Liebe.
Manche Kinder werden von ihren Bezugspersonen auch beneidet, und es wird ihnen deshalb die Liebe verweigert.

Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum ein Kind die Liebe, die Bindung und die Sicherheit die es braucht nicht bekommt.
Aber es ist niemals der Fall, dass das Kind diese Dinge nicht verdient hätte.

Bei vielen Kindern war es jedoch nicht so, dass die Eltern ihre Liebe nicht hätten geben wollen – sondern sie konnten nicht, weil sie einfach zu viel Stress hatten. Vor allem alleinerziehend zu sein ist sehr anspruchsvoll.
Ich glaube unsere westliche Welt ist im Allgemeinen stressiger geworden. Ich finde zwar keine gute Studien, aber komplexe, neue Probleme wie z.B. Schrumpfung & Unübersichtlichkeit der Welt, Social Media als Verstärkung extremer Ansichten, Werteverfall & Etablierung einer neuen Ordnung, Armut aufgrund von Turbokapitalismus und Versuchungen an jeder Ecke scheinen mir Grund für mehr Stress.
Und das ist eben der neue Zusammenhang den ich hier jetzt beschreibe:
Mehr Stress führt zu weniger Bedürfnisserfüllung von Kindern führt zu mehr vom oben Beschriebenen – Ein Stresstrauma, welches auch über Generationen weitergegeben wird.
Angenommen ich habe als Kind zu wenig Liebe bekommen und bin deswegen immer im Stress um das zu kompensieren – dann habe auch ich wieder schlechtere Vorraussetzungen meinen Kindern Liebe zu geben, und so würde auch mein Kind wieder in diesen Kreislauf geraten, kompensieren und im Stress leben.
Auch Dr. Gabor Maté berichtet von genau diesem Zyklus. Er musste eingestehen, dass seine Kinder psychische Probleme davon bekommen haben, dass er weniger für sie da sein konnte, aufgrund seines Problems Workaholic zu sein, was er wiederum darauf zurückführt als Kind sich ungewollt gefühlt zu haben.
Dieses Generationentrauma zu überwinden, aus diesem Kreislauf herauszutreten… Eine unglaublich große Aufgabe deren Erfüllung den allergrößten Respekt verdient.
Man muss sich dazu regelrecht umprogrammieren. Ich glaube die Methode der “Inneres-Kind-Heilung” ist ein guter Ansatz.