Interaktive Medien

Wunschdenken

Ich bin kein Experte im Thema Glaube, das hier Geschriebene ist also nur meine mit Vorsicht zu geniessende Meinung. Ich lege hohen Wert darauf, bei der Wahrheit zu bleiben.
Es kann als Kritik am Buch “Bestellungen ans Universum” von Bärbel Mohr verstanden werden, meinerseits aber eher ungern, da das Buch sich selbst nicht so ernst nimmt, wie manche mir bekannte Personen es tun, die tatsächlich “beim Universum bestellen”, außerdem ist Bärbel Mohr 2010 verstorben.

Es ist Wahnsinn

Beim Priming und der Autosuggestion als Methoden der Psychologie ist es förderlich sich selbst diverse Affirmationen einzureden, um das eigene Gehirn darauf zu konditionieren. Hierbei versucht man mental eine Geisteshaltung zu erlernen oder zu festigen.
Das sollte allerdings nichts damit zu tun haben auch anderen eine Story vom Pferd zu erzählen.
“Mein ganzer Freundeskreis glaubt, ich sei der Kaiser von China, das hilft mir super bei meiner Vorbereitung für die Klassensprecherwahl.” – kann funktionieren, ist aber nicht gut, weil die Lügen sich irgendwann rächen.
Das Prinzip von Selbsterfüllenden Prophezeiungen (wie beim Horoskop) ist so ähnlich.
Der wesentliche Unterschied ist die externe Instanz (beim Horoskop: die Sterne), welche gotthaft im Hintergrund unterstüzt. So etwas ist nicht per se schlecht, z.B. Gott zu bitten und zu danken finde ich eine gute Sache, aber etwas von ihm zu erwarten eben doch.
Praktisch wird hierbei das Erwartete irgendwie erkannt, weil man will, dass sich die Prophezeiung erfüllt, und man geradezu nach dem Muster sucht, welches die Erfüllung dieser Prophezeiung bedeutet. Menschen sind super im Erkennen von Mustern. Wenn man etwas erwartet erkennt man es womöglich in den Wolken. Aber das Erkennen von Dingen dort, wo sie nicht sind, ist eben auch als Wahnsinn bekannt.
Zwei weitere wichtige Unterschiede zwischen den wissenschaftlichen Methoden seine Geisteshaltung zu ändern und der spirituellen selbsterfüllenden Prophezeiung sind erstens, dass man bei der psychologischen Herangehensweise selbst die Verantwortung trägt und zweitens, dass man bei der spirituellen Methode andere inkludiert. Man glaubt das ja dann echt, und ist sich nicht mehr bewusst, dass man “nur” eine Methode anwendet um sich zu konditionieren – also schließt man auch die anderen mit ein.
Das Postulieren von Fantasie als Realität ist allgemein die Definition von Wahnsinn, wenn nicht Lüge.

Auch Optimismus und Pessimismus können per se gleichermaßen als wahnsinnig verstanden werden, wenn dessen Objekt nicht auch sachlich betrachtet wird, wenn nicht auch reflektiert wird, was passieren muss, was man selbst machen muss, damit die Hoffnung (Optimismus) oder Angst (Pessimismus) auch eintritt.

Übergriffigkeit & Bevormundung

Als attraktive Person, sei es weil man schön oder berühmt ist oder weil man anderen viel verspricht oder sie sonst wie in ein Abhängigkeitsverhältnis bringt, ist es natürlich, dass andere Menschen die Aufmerksamkeit ergattern und damit, oder aus anderen Gründen, einem die Wünsche erfüllen wollen. Damit zu taktieren nennt sich auch Ausbeutung.

Wenn man sich eine Realität herbeizufantasieren versucht lässt man nicht viel Spielraum um die Erwartungshaltung herum, die man an alles und jeden, ausser sich selbst, stellt.
Erhebt man die eigene Fantasie zur eigenen Realität, dann erzeugt die tatsächliche Realität eine kognitive Dissonanz, weshalb es gilt, diese unbedingt zu ändern. Das kann dann von der eskalierenden Lüge bis zu pathologisch schizoiden Episoden oder zu verheerendem Geschichtsrevisionismus gehen.

Untätigkeit & Undankbarkeit

Das ist recht selbsterklärend.
1. Es gibt kein Motiv selbst zu handeln, wenn man davon ausgeht, dass externe Instanzen es für einen erledigen.
2. Erkennt man die Erfüllung eines Wunsches, jedoch in “kleinerer” Form, also, “bekommt man weniger als erwartet”, liegt also nur ein iPhone 12 statt ein iPhone 13 unter dem Weihnachtsbaum, so ist man enttäuscht statt dankbar.

Fazit

Die Macht von psychologischen oder spirituellen Instrumenten, ihre Gefahren und der moralisch korrekte Umgang damit muss bekannt sein wenn man diese erlernt.

Ich finde es schön, wenn ich einer geliebten Person einen Gefallen tun kann, indem ich (nicht das Universum, sondern ich) ihr einen Wunsch erfüllen kann.

Methodisches Wünschen ist etwas anderes. Das halte ich durch und durch für schlecht. Wenn man die Welt verändern will muss man es eben tun oder jemanden dafür gerecht entlohnen es zu tun.

Nachtrag vom 9.7.23:

Geldwert steigt mit Vertrauen und sinkt mit Misstrauen. Der Glaube daran, dass die Zukunft gut wird, bewirkt also ganz real, dass die Zukunft auch gut wird. Das ist nur ein Beispiel. Anders herum funktioniert das genauso.