Interaktive Medien

Charaktere der Harmonien nach eigenem Empfinden

Über die Zeit der Corona-Pandemie wurde enorm viel gute Musik produziert (Kunst übrigens auch; Emotionen mussten verarbeitet werden und dazu gab es auch die Zeit) und über TikTok und Instagram verteilen sich Tanz-Videos dazu – die Pandemie ist vorbei, es sind die 20er-Jahre, jetzt wird viel getanzt.
Also was liegt näher als Musik aufzulegen?
Um als DJ einfach Narrative in Form von Abläufen gestalten zu können braucht man Übersicht über die Musik die es gibt, und darüber, was sie in einem auslöst.
Also hab ich jetzt mal aufgeschrieben was die einzelnen Harmonien in mir für Gefühle auslösen.
Manche behaupten Toncharaktere zu definieren wäre eitel und zwecklos. Ich räume ein, dass die Wirkung eines Klangs stark von Zeitgeist und Kultur abhängt, aber nach ausgiebigen Tests kann ich bestätigen, dass sich die Dur- / Moll-Harmonien für mich eben meist so anfühlen wie hier beschrieben. 24 Stück, für jede Situation was dabei. Und dann sind sie auch noch so vielseitig. Und dann können sie auch noch ineinander übergehen. Und dann gibt es auch noch Kirchen-, Jazz- und was-weiß-ich-nicht-alles-für-harmonien.
Toll!
PS: Laut Werbetafel am Stuttgarter Bahnhof gehen 85% aller Einnahmen durch Musik nicht vom Verkauf eines Tonträgers aus, sondern von entweder Streaming oder Live-Musik.

A: Lebhaft, Freudig, Positiv, Jung, Ländlich, Naiv, Glänzend
Ab: Fragt „Ach jaa? :)“, Freudig Neckend, Wenig Sagend, vlt. Majestätisch, ODER: vlt. Hinterlistig
Abm: Bedrohlich, Tief, Sexy, Düster, Traurig, Erhaben
Am: Sexy, Sanft, Ernst, Süß, Freundlich, Traurig, Planet: Venus, Feminin
B: Kommt zum Punkt, Fröhlich Erstaunt, Neugierig, „Tadda!“, Credits/Ending-Theme
Bb: Sommerlich Sonnig, Freudig und Entspannt ODER ABER Stolz, Aufdringlich, Irritierend
Bbm: Spannend, Fight/Flight, Aufweckend, Bedrohlich, Auffallend, aus der Tiefe kommend, Ironisch, Böse, Heiser
Bm: Das Heilige im Weltlichen findend, Mysteriös/Okkult, Meditativ, Düster, Erhaben, Bedrohlich, Sehnsüchtig, Brutal, Wissend, Apfel der Erkenntnis
C: Schön, Mutbringend, Intro ODER Credits/Ending-Theme, Freudig, Groß, Gut, Rein, Auftichtig, Kriegerisch, Ritterlich, Prächtig
Cm: Vermissend, Traurig, Liebeskummer, Klagend, Melancholisch, vlt. Rache suchend, Süß
D: Gewöhnlich, Glücklich, Lustig, Jubel des primitiven Mannes, Gott: Thor – ODER Andächtig, Melancholisch, vlt Langweilig – Serotonin, unbeschwerte Liebelei
Db: Wenig Gefühl, Schlaflied, vlt. Wartend (in der elektronischen Musik kaum präsent)
Dbm: Kitzelt die Herzfasern, Tränenreich Melancholisch, WENN NICHT: Tragisch, Enttäuscht, Düster, vlt. Hoffnungslos, vlt. Wehmütig, vlt. Sauer, vlt. Vornehm, „ALLES IST VERLOREN! *schluchz“, DANN: Tränenglücklicher Aufbruch
Dm: Ernst, Ruhig, Sanft, Bescheiden / Genügsam, Freude im Schwermut
E: Geht vorwärts, Zielstrebig, Direkt / Straight, Kräftig, Laut, nebenbei glückliches Lachen, Bodenständig, Stolz, Maskulin
Eb: Ein guter Freund, Verständnisvoll, Warm, Ruhig, Kuschlig, Nächtens, Edle Zufriedenheit, Respektvoll, Zurückhaltend voller Güte, vlt. süß
Ebm: Sehr Traurig, Sehr Düster, Schwermütig, Müde, vlt. nicht ganz bei sich, Melancholisch, Schaurig, vlt. Böse, vlt. Tröstend
Em: Zart, Ein bisschen Traurig, Tröstend, Weiblich, Liebend
F: Weiblich, Vielseitig, vlt. Froh, vlt. Traurig, vlt Heroisch, vlt Temperamentvoll, vlt. Friedlich, vlt. Höflich, vlt. Nörgelnd, vlt. Tröstend – (versteh’ ich nicht)
F#: Modern, Erfolgreich / Siegreich (aber nicht so glücklich damit wie G), Künstlich, Verschmitzt, Lebhaft, Freudig, vlt. Besserwisserisch
F#m: Eigensinnig, für Moll recht Hart, Ernst, Selbstmitleidig, Düster, Besserwisserisch, Sexy, Sehr modern (vlt v.A. in EDM)
Fm: Geheimnisvoll, Mysteriös/Okkult, Klagend, Düster, Melancholisch, Leidend, Todessehnsüchtig, Sexy, Extrem Modern (vlt. v.A. in EDM)
G: Fröhlich, Erhaben, Siegreich, Glücklich, Aufbrechend, Zum Punkt kommend, Glänzend, Planet: Merkur
Gm: Melancholisch, Ein wenig Traurig aber ohne Boshaftigkeit, Schwermütig, Rein, Süß, Zart, Extrem Modern (vlt. v.A. in EDM)

A der/die Partner/in
B das Subjekt
C das Gesunde
D das Beendende (?)
E der/die beste Freund/in
F der vorherrschende Zeitgeist
G die guten Tugenden

Noch ein paar Zitate

Quantz, 1752:
„…eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey und Verzweifelung, desto lebhafter auszudrücken: wozu gewisse Tonarten, als: E moll, C moll, F moll, Es dur, H moll, A dur, und E dur, ein Vieles beytragen können.“
„A moll, C moll, Dis Dur [gemeint ist wahrscheinlich es-moll], und F moll, drücken den traurigen Affect viel mehr aus, als andere Molltöne“

Heinse, 1795:
„[…] noch mehr [verschwindet der Stand der Natur = C-Dur] in Fis dur, das voellig gekuenstelt ist. […] Des-dur geht in den Schauder ueber vor verborgnen Persischen Sultanen, oder Daemonen. Des dur und Fis dur bleiben deßwegen auch die Grenze der musikalischen Welt.“

Gretry, 1797:
(über Es-Dur) „[erhaben und leidenschaftlich; die Tonart liegt ein halben Ton über D-Dur, und ähnelt ihr in keiner Weise]“

Schubart, 1785:
(über Fis-moll) Es scheint ihm ordentlich in seiner Lage nicht wohl zu seyn; daher schmachtet er immer nach der Ruhe von A dur, oder nach der triumphierenden Seligkeit von D dur hin.