Interaktive Medien

All posts by giers.io

In den Schluchten des Balkan

Als wir die baufällige, einstöckige Wohnung erreichten, stieg ich vom Pferd und ging zu dem Loch, das als Ein- und Ausgang diente. In diesem Augenblick trat eine Frau heraus, die durch den Hufschlag unserer Pferde hervorgelockt worden war.
“Wai! Atsch gösünü – oh weh! Schließ deine Augen!” rief sie und trat schnell zurück.
Ihr Gesicht war nämlich nicht verschleiert. Auch ging sie barfuß. Ihr Körper war in ein altes, zerfetztes Tuch gehüllt, und ihr Haar sah aus, als sei ihr Scheitel eine Filzfabrik. Seit Monaten schien ihr Gesicht nicht mehr mit Wasser in Berührung gekommen zu sein.
Ich glaubte schon, sie werde sich nicht wieder sehen lassen. Aber nach einigen ungeduldigen Ausrufen kam sie doch wieder zum Vorschein. Sie hielt den Boden eines zerbrochenenn Korbes vor ihr Gesicht. Durch die Ritzen des Weidengeflechts konnte sie uns sehen, ohne daß es uns möglich war, uns ihrer Schönheit zu erfreuen.

Karl May

90 Jahre Freud-ICH

Über das Ich schreibt Freud: “Es gleicht so im Verhältnis zum Es dem Reiter, der die überlegene Kraft des Pferdes zügeln soll … Wie dem Reiter, will er sich nicht vom Pferd trennen, oft nichts anderes übrig bleibt, als es dahin zu führen, wohin es gehen will, so pflegt auch das Ich den Willen des Es in Handlung umzusetzen, als ob es der eigene wäre.”