Interaktive Medien

Blog

Isolation als Grund zur Entstehung von Wahnsinn

Es gibt einen Wahnsinn, der entsteht durch Isolation. Eine Form der Isolation, die selbst dann existieren kann, wenn man sozial eingebunden zu sein scheint.
Sie definiert sich dadurch, dass man sich nicht verstanden fühlt, oder dass man glaubt, garnicht erst verstanden werden zu können, da bestehende Gedankenstrukturen so komplex oder fern vom Umfeld sind, dass man sie dem Umfeld nicht auszudrücken vermag.
Wenn ein Mensch den Zustand vom eigenen Umfeld nicht wirklich verstanden zu werden akzeptiert, ist er isoliert, obwohl er sozial eingebunden zu sein scheint.
Der Grund dafür ist, dass man die eigenen Gedanken für das Umfeld nicht verständlich auszudrücken vermag. Das kann daran liegen, dass das Sprachzentrum kaputt gekifft wurde, oder dass man mit dem Umfeld Teil einer Kultur ist, in der man diese Gedanken nicht ausdrücken kann, da die hierfür benötigte kommunikative Ebene schlichtweg nicht existiert.
Diese Isolation wird in Kauf genommen. Wenn das über längeren Zeitraum so geht “nervt” es irgendwann, jedoch bindet man sich mit der Zeit auch an das Umfeld, so, dass man auch nicht mehr ehrlich sagen kann “Hey, ihr kennt mich eigentlich alle garnicht richtig, ihr könnt nämlich meine Gedanken nicht verstehen, deshalb verberge ich einen gewissen Teil von mir vor euch.”
Irgendwann nimmt dieses “Genervt sein” überhand, so dass einem die zwischenmenschlichen Bindungen egal werden, und man scheinbar zufällig agiert, in der Hoffnung, hieraus auszubrechen oder doch noch verstanden zu werden.
Hierbei äussert sich der Wahnsinn durch asoziales Verhalten.
Präventiv dagegen kann man kann das Umfeld wechseln, in eines, in dem man sich verstanden fühlt. Oder man bemüht sich, sich so auszudrücken, dass man das Gefühl hat “alles gesagt zu haben”, und dass man verstanden wurde.

Man muss “greifbar” bleiben. Bedeutet, man soll sich für sein Umfeld verständlich machen. Wenn das Umfeld einen anderen kulturellen Konsens hat, muss man ein Stück weit diese Kultur adaptieren. Sich wahrhaftig anpassen, assimilieren. Und wenn es nur die verwendete Sprachsyntax ist. Individualisten haben es hierbei vielleicht schwerer im Alleingang gegenüber dem Umfeld ihre Individualkultur abzulegen.

Ich empfehle, die eigenen Gedanken als nicht so wichtig zu erkennen. Wenn die Gedanken zu komplex sind, kann man sich regelrecht dafür auslachen. “Haha was denk ich denn wieder für nen Scheiss. Lass gut sein.”
Das ist nur möglich, wenn man alternative Werte hat. Gerade Intellektuelle, die sich durch ihre Gedanken identifizieren sollten sich eine weitere Identität zulegen. Ein Hobby mit Gesellschaft oder dergleichen.

Momo

“Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen dunklen Augen an, und der betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hätte, dass sie in ihm steckten.

Sie konnte so zuhören, dass ratlose und unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder das Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.

Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt richtig war.

Momo hörte allen zu, den Hunden und Katzen, den Grillen und Kröten, ja, sogar dem Regen und dem Wind in den Bäumen. Und alles sprach zur ihr auf seine Weise… Dann kam es ihr so vor, als säße sie mitten in einer großen Ohrmuschel, die in die Sternenwelt hinaushorchte. Und es war ihr, als höre sie eine leise und doch gewaltige Musik, die ihr ganz seltsam zu Herzen ging. In solchen Nächten träumte sie immer ganz besonders schöne Träume.

Und wer nun noch immer meint, zuhören sei nichts besonderes, der mag nur einmal versuchen, ob er es auch so gut kann.”

 

M. Ende, 1973

Künstliche Welt

Durch Musik den eigenen Gemütszustand zu beeinflussen ist bekannt.
Man intensiviert die Stimmung indem man passende Musik auflegt, oder man manipuliert die eigenen Gefühle indem man z.B. fröhliche Musik auflegt, um nicht mehr so traurig zu sein. Selbiges funktioniert mit Bildern. Oder allgemein; mit Kunst.
In Japan ist Künstlichkeit sehr präsent. Otaku als Subkultur derer, die ihr ganzes Leben gewissen Kunstformen zuschreiben. Da ist auch kein Platz, in der Realität.
In den USA hingegen gibt es sehr viel Platz. Genug, um sehr extrovertiert und expressiv sein zu können. So sieht sie auch aus, die amerikanische Kunst. Und die Aussenpolitik.
Im strengen Islam sind Bilder verboten. Und Musik auch.
So wie im antiken Griechenland, ginge es nach Platon. Der fand sogar Schrift scheisse, weil, zu künstlich.
Wieviel Kunst tut gut? Wieviel ist zu viel?
Man stelle sich mal vor es gäbe keine Kunst mehr, sondern wieder nur Natur. Nicht so kompliziert, nicht so komplex. Der Mensch stirbt sofort aus. Hm.
Das Unterbewusstsein kann Virtuelles von Realem nicht unterscheiden, alles was hineingelangt konditioniert die Person.
Killerspiele spielen, Fernseh glotzen, .. – Zeitgeist, traurig.
Man sollte Acht geben auf das eigene Gehirn, und auf das, was man da rein tut. So streng muss man auch nicht sein, locker bleiben (klar, “”Humor oder Selbstmord” – Mozart” – Hesse), aber auch bewusst.

Schönheit und Verführung von Louise Bourgeois

Was das Schauen im Gegensatz zum Schaffen betrifft,
erlebe ich das Schöne als eine Art Pendelbewegung.
Schönheit sehe ich an erster Stelle in den intellektuellen Operationen
des Geistes, der Vollkommenheit in der Logik, im Lernen,
im Verstehen und in der Überzeugungskraft.
Zweitens kann das Lustprinzip Schönheit durch den Körper,
das Herz und unsere fünf Sinne hervorbringen.
So kann zum Beispiel der kokette Blick oder das Berühren der Haut wie ein elektrischer Stromstoß wirken.
Der Geruch des Gartens im Regen, ein Echo in der Musik oder die Stimme eines Menschen können Gefühle aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit heraufbeschwören.
Solch seltene Erinnerungen können wohl auch zur Schönheit
gezählt werden.
Wenn mein Gehirn die Dualität von Subjektivem und Objektivem erfährt, pendelt mein Schönheitssinn zwischen beidem.
Ich weigere mich zu wählen.
Ich bin eine Frau von Emotion, die sich danach sehnt eine Frau
von Verstand zu sein. Ich bin zwischen beidem hin – und her gerissen und ich habe gelernt beides zu akzeptieren.
Verführen ist ein harmonisches Verschmelzen von beidem und
zählt überhaupt zur höchsten Kunst.
Verführen ist eine Form des Überzeugens.
Ich bin eine unermüdliche Verführerin.
Schönheit ist die Suche nach dem „Anderen“.

*

Friedrich Schiller – Über das Erhabene

1801 erschienen in: Kleinere prosaische Schriften. Im Zusammenhang mit den Schriften Über das Pathetische und Vom Erhabenen entstanden.

Inhalt:

Die gesamte Natur, und damit auch der Mensch, ist von der Vernunft geprägt. Der Wille unterscheidet den Menschen vom Rest der Natur. Das Erleiden von Gewalt, das den freien Willen aufhebt, gefährdet deshalb den Keim des Menschseins. Diese Gefahr kann nur durch den Besitz absoluter Gewalt abgewendet werden, was nicht allen Menschen möglich ist, und in Bezug auf den Tod sogar niemandem.
Die Kultur kann auf zwei Arten versuchen, die Natur zu beherrschen und den Willen des Menschen durchzusetzen. Entweder realistisch mit Hilfe der physischen Kultur, indem der Mensch versucht, die Natur nach ihren eigenen Gesetzen zu kontrollieren oder sich zumindest durch die Kenntnis dieser Gesetze vor ihr in Sicherheit zu bringen oder idealistisch mit Hilfe der moralischen Kultur, indem er sich den Gewalten, die er nicht beherrschen kann freiwillig unterwirft und sie so „dem Begriff nach vernichtet“, da er sie akzeptiert. Demzufolge ist nur der moralisch gebildete Mensch frei, da er der Natur entweder tatsächlich an Gewalt überlegen ist oder ihren Lauf zu seinem Willen macht, was laut Schiller bisher als Resignation in die Notwendigkeit oder Ergebung in den göttlichen Ratschluss bezeichnet wurde.
In jedem Mensch ist eine ästhetische Tendenz, ein Gefühl für die Schönheit vorhanden, das ihn bereits von der Natur etwas unabhängiger macht, weil er sich am Schein freut und die Dinge nicht unbedingt besitzen muss. Weil er sich aber an die Existenz von Schönem und Gutem klammert, ist er doch nicht ganz frei. Das Schöne ist somit der Ausdruck der Freiheit, innerhalb der Natur des Menschen, das Erhabene, als selbständiges menschliches Prinzip, das unabhängig von der sinnlichen, berührbaren Welt ist, erhebt ihn über seine Natur.
Wenn ein Mensch, der im Glück tugendhaft war, dies auch im Unglück bleibt, so kann man seine Tugendhaftigkeit nicht mehr mit der Ursache „Glück“ erklären. Sein moralisches Vermögen ist dann nicht mehr an Naturbedingungen gebunden und kann als erhaben bezeichnet werden.
Das Schöne bindet den Menschen an die sinnliche Welt, das Erhabene befreit ihn davon. Alle Menschen können das Schöne und das Erhabene empfinden, die Empfindung für das Schöne wird aber von Natur aus eher entwickelt und die Kunst soll dabei helfen, beide gleichermassen zu entwickeln.
Die Weltgeschichte stellt sich dar als Konflikt der Naturkräfte untereinander und mit der Freiheit des Menschen, wobei bisher meistens die Naturkräfte (d.h. die Affekte des Menschen) gewonnen haben.
Der Mensch muss nun versuchen, die physische und die moralische Welt zu vereinen, damit er handelt, wenn er etwas ändern kann und ertragen, wenn er das nicht kann und muss deswegen das Schöne und das Erhabene gleichermassen empfinden können, damit er einerseits in der sinnlichen Welt noch handeln kann und nicht einfach nur aus ihr ausbrechen will, und andererseits seine Würde, seien Willen nicht verliert.
Darin kann ihn die Kunst bestärken. Das Pathetische beispielsweise ist ein künstliches, eingebildetets Unglück, dass dem Menschen hilft den Umgang mit Unglück zu üben, bevor es tatsächlich eintritt. Die tragische Kunst (Gemälde, Theater etc) verfolgt mit ihren Nachahmungen dieselben Ziele und weckt das Gefühl für das Erhabene im Menschen.
Zwar könnte der Mensch die Empfindung von Schönem und Erhabenem auch an der Natur üben, aber die Kunst kann ihm das Anschauungmaterial gewissermassen aufbereiten.

http://cornelia.siteware.ch/literatur/