Interaktive Medien

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Scheiss Fernsehen

“[…]Der Empfänger hat den Eindruck, durch die Kiste mit dem “öffentlichen Raum” in Verbindung zu stehen, also “politisiert” zu werden. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. “Politisieren” heißt, veröffentlichen, aus dem Privaten ins Publike treten. Beim Fernsehen tritt das Öffentliche ins Private. Die “Politiker” betreten den privaten Raum des Empfängers in Form von Technobildern und entpolitisieren ihn. Da außerdem das Betreten des öffentlichen Raums normalerweise mit der Absicht geschieht, in einen Dialog mit anderen zu treten, die Fernsehkiste aber jeden Dialog mit den ins Private eindringenden “öffentlichten Figuren” ausschließt, wirkt das Fernsehen radikal entpolitisierend. Unter Vorspiegelung einer “Verbindung mit der Welt” isoliert die Fernsehkiste. Die Bilder und Töne überschütten den Empfänger mit Sensationen. Sie Wirken wie Rauschgift: Je mehr man von ihnen genießt, desto abhängiger wird man von künftigem Genießen. In diesem Sinn bedingen die Bilder, ganz unabhängig von ihrer Bedeutung, den Empfänger zu einem konsumierenden, passiven, leidenden Dasein. Sie sind alle “Werbung”, auch enn die Ansager vorgeben, daß es sich um “Indikative” (falsche Informationen) oder um “Kunst” handelt.
[…]
Man sieht die zahllosen Antennen, welche die Stadt in jenen elektromagnetischen Ozean vorschiebt, in den sie sich getaucht weiß, ohne sich ihn vorstellen zu können. Diese Antennen sind der zu Material geronnene Wille, das Unvortellbare zu konsumieren. Es sind aufgerissene Mäuler zum Fressen des Unvorstellbaren. Und was dann als eltztes Resultat dieses Saugens am Unvorstellbaren aus der Kiste herauskommt, sind unbegreifliche Vorstellungen.
[…]
Wäre man bereit, sich des Wesens (der Kommunikationsstruktur des Fernsehens) bewußt zu werden, hätte man die große Energie, sich beim Empfang des Programms dessen bewußt zu werden, was man darüber weiß (und das ist wenig genug), dann würde das Fernsehen aufhören zu befriedigen und auch zu funktionieren. Verschiedene, heute verborgene Möglichkeiten dieses Codes würden ins Bewusstsein rücken; beispielsweise diejenige, das Fernsehen tatsächlich als Apparat zur Erzeugung eines “kosmischen Dorfes” anstatt eines “kosmischen Zirkus” zu verwenden, also nicht zur Errichtung eines technokratischen Totalitarismus des entpolitisierten Konsums, sondern einer “Demokratie” in einem noch nicht faßbaren Sinn dieses Wortes. Aber wie sollte man zu einer solchen Anstrengung bereit sein, wenn es so bequem ist, die Fernsehkiste, so wie sie ist, einzuschalten?”

Geschrieben vor der Erfindung des Internets, Vilém Flusser – Kommunikologie weiter denken

Du Zhenjun – Babel World

Mehr: http://seb098.blogspot.de/2013/02/du-zhenjun-babel-world.html
Im Original sind die Bilder mind 2m*2m und im ZKM zu sehen.

Luc Courchesne – Portrait One

»Es stimmt, dass ich unerreichbar bin – und dass Sie mich nicht ändern können. Aber schauen Sie sich doch die Leute um Sie herum an: Sind sie so anders als ich? Sind sie erreichbar?« Die das sagt, ist Marie, eine junge Frau, die in der ›Welt hinter den Spiegeln‹ lebt. Wir können ihr gegenübertreten, uns mit ihr unterhalten.
Natürlich ist »Marie«, wie sie uns gegenübertritt, nicht wirklich, nicht einmal ein Spiegelbild ihrer selbst, welches durch elektronisch-analoge Bildtransmissionen entsteht. Sie ist Teil einer virtuellen Umgebung, in der Marie und wir gleichermaßen ikonische Repräsentation einer Zeichensequenz sind – eine Symbolstruktur, die innerhalb eines experimentellen Regelsystems Aktionen, Reaktionen und Interaktionen auslöst.

Demoszene

In den 80er Jahren, als die ersten kopiergeschützten Computerprogramme rauskamen, entstand die Crackerszene, welche sich im Namen der Piraterie der Herausforderung den Kopierschutz zu umgehen annahm. Zum Brüsten mit dem eigenen Erfolg programmierte der Cracker noch ein kleines Introvideo als Beilage zur von ihm gecrackten Software. Diese Videos wurden so populär dass sich bald eine eigene Demoszene abzweigte.
Programmierte Videos werden Live vom Computer gerendert, sind also nicht Bild für Bild gespeichert, sondern sind “nur” vektorbasierte Informationen. Dieses Video hier ist als Originaldatei 1 Megabyte groß, also etwa ein Fünftel der Größe eines digitalen Fotos.