Interaktive Medien

Bitte trinke Wein mit mir

Ich stehe am Bahnhsteig und denke daran, wie unser nächstes Treffen sein könnte.
Ich hole dich ab, du bist überrascht, (ist das eine gute Idee?), ich habe zwei Kugeln Eis dabei und du hast die Wahl: Stracciatella oder Stracciatella.
Ich stelle mir vor, wie du dich freust.
Dann gehen wir in die Wohnung in der Stadt, die schöne Wohnung, sonst ist niemand dort. Wir sitzen in der Küche. Wir trinken Wein, reden, über das was war, ziehen unsere Resumés, schliessen Frieden.
Moment mal, wie, du möchtest keinen Wein? Aber es ist doch das perfekte Getränk für diese Situation!
Wie, du möchtest kein Eis? Du hattest doch sogar die Wahl über die Sorte!
…du möchtest mich überhaupt nicht sehen?
Das hatte ich mir aber anders vorgestellt!

Es sind diese meine eigenen Erwartungen, die ich an die Situation stelle, an mich stelle, und auch an dich stelle. Ich brauche dich, damit meine Fantasie Realität wird! Damit meine Hoffnungen wahr werden! Damit meine Vorstellungen sich erfüllen! You!
“Das musst du doch wissen!”

Es ist romantisch.
Unrealistisch.
Anmaßend.

Ich stehe am Bahnsteig und beobachte die Menschen um mich herum.
Was möchten sie?

Ich erinnere mich daran, wie es ist, ein guter Gastgeber zu sein.
“Was möchtest du trinken? Kaffee? Wasser? Bier? Wein? Orangensaft? .. Nichts? Okay!”

Es ist so einfach: Nichts erwarten.
Keine romantischen Vorstellungen? Keine Hoffnungen?
Ideen können zum Vorschlag werden. Vorschläge sind okay.
Ablehnung hat okay zu sein. Dafür ist Flexibilität gefragt, und Genügsamkeit. Und mit Dankbarkeit für das, was schon ist, ist das auch grad’ egal. Kein Unglück.

 

Der Vorgänger von diesem Text findet sich hier: Beobachtung eines Schachspieles