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Kleine Forschung in Richtung Japan

Ich habe mich in letzter Zeit viel mit Japan beschäftigt. Da ich mir im Wesen durch meine
freie Erziehung fast alles erlauben kann finde ich die japanische “Strenge” und “Ernsthaftigkeit” um so interessanter. Ich bin kein gelernter Ethnologe und habe mich auch nicht mit Statistiken beschäftig, auch war ich noch nie in diesem Land. Statt dessen habe ich mich einer anderen Methode bedient; Als Vorbereitung habe ich einige Videologs von redefreudigen Japanern, als auch von Leuten, die nach Japan zogen um dort zu arbeiten, auf Youtube angesehen. Anschliessend habe ich Facebook auf Japanisch gestellt, einen japanischen Proxyserver aktiviert, über 100 mir sympathische Japaner geaddet (hauptsächlich Tokio, genauer Shinjuku, Harajuku und Shibuya, das sind die Viertel für das “sehen und gesehen werden”, viele Künstler) und ganz viele japanische Örtlichkeiten, Künstler, Produkte und Posts geliket um “meinen Algorithmus nach Japan zu verlagern”. Sogar mein Betriebssystem, Tastatur und Firefox habe ich auf Japanisch umgestellt, um etwaige Fragen die Facebook meinem Computer stellen könnte “richtig” (also japanisch) beantworten zu lassen. Rikai-Chan als Übersetzungssoftware hat’s einfach gemacht zu verstehen, aktiv kommuniziert habe ich, na gut, auf Englisch, ein paar Worte sind aber natürlich auch hängen geblieben.
Es scheint in der Tat so, dass sich im japanischen Facebook überdurchschnittlich viele Exzentriker finden lassen. Nicht dass Facebook nicht schon im Wesen auf den Exzentrismus zielte, aber ich habe den Eindruck bekommen dass japanisches Facebook mehr als Platform für die Künstler des Landes fungiert als in einem anderen Land. Der Abstand zwischen Exzentrismus und Intimität ist in Japan scheinbar größer. “Pretending” ist in den USA ein Hobby, welches bereits Grundschüler angeben, auch in Deutschland wird auf der Straße performativ laut gelacht oder dergleichen, in Japan ist das eher unhöflich, weshalb besagtes aus-sich-heraus-kommen vielleicht eher im künstlerisch-beruflichen Rahmen statt finden könnte. Das passt auch zur Idolkultur. Die Korelation die ich hier zwischen viel Platz – laut Schreien / wenig Platz – leise Flüstern sehe habe ich in diesem Beitrag auch schon mal kurz angerissen.
Die Themen und Ästhetik die mir von nun an auf Facebook erschienen, waren auf der einen Seite erkennbar grotesker und dunkler, mit Snuff-Videos, selbstzerstörerischer Kunst etc., düsteren Gedichten und einem Hauch kalter Depression. Auf der anderen Seite erschienen mir knallbunte Farben, Puppen, viele süße, fröhliche Gesichter mit “Peace”-Zeichen etc. Ich habe gelesen, auf Fotos Gesten dieser Art zu machen dient dem Überdecken einer gewissen Unsicherheit, wo man denn bitte auf Fotos seine Hände hinzutun habe. Nicht dass es das nicht überall gäbe, aber ich glaube in Japan gibt es eine sehr interessante Form der Unsicherheit, zwischen Höflichkeit und Wahrnehmung der eigenen Position in der konfuzianistischen Hierarchie und Tatamae, dem “öffentlichen Gesicht”, der Frage ob man es beherrscht, ob man sein Gegenüber richtig deutet und natürlich auch den im Westen bekannteren Faktoren von Unsicherheit. Und mit dem Peace-Zeichen ist symbolisch sicher nichts falsch gemacht, bestimmt gibt es hier sogar eine Korelation zu Hiroshima und Nagasaki. Aber zurück zu “kawaii” (ein sehr häufig benutztes Wort mit der Bedeutung “süß”) und “gothic”. In einem Interview wurde mir erklärt, dass das Unschuldige, Süße, “Reine” als Ausgleich zum stressigen Alltagsleben dienen kann. Die befragte Person erzählte von einer Freundin, die regelmässig nach der Arbeit in solche “Kawaii”-Einkaufsläden geht, da es eine beruhigende Wirkung auf sie hat, sich knallig bunte, zierlich verpackte Süßigkeiten und Püppchen anzusehen. Das relativiert die scheinbare Pädophilie, die Japan manchmal vorgeworfen wird. Ich habe einige Warnhinweise gesehen, die sich gegen Masturbation als Solche aussprechen. Man muss hier also eine klare Linie zwischen einer befreienden und beruhigenden Wirkung, und erotischer Anziehung von Unschuld / Kindlichkeit ziehen. Zur gesetlichen Lage; Vertrieb von Kinderpornographie in Japan ist erst seit 1999 illegal, der Besitz ist nach wie vor legal. Wenn man hierbei den Stress, beruhend auf dem einsamen, introvertierten Alltagsaspekt, gepaart mit großer Kultur von Leistung, Schuld und Ehre, der aus dem konfuzianistischem Geist resultieren könnte, welcher sich also durch Betrachtung von Unschuld auszugleichen scheint, bedenkt, wird dies verständlicher.
Das Groteske scheint die umgekehrte Form des Umgangs mit besagtem Stress zu sein. Es überzieht das Übel so stark, dass ich es als selbstzerstörerischen, sarkastischen, und damit kritischen Umgang verstehe. Ich verstehe diesen als närrischen (im Sinne des “Spiegel vorhaltens”), und damit auf subversive Weise konstruktiven Umgang. Auch könnte der “gore” aus der japanischen Kunstgeschichte resultieren – die fantastischsten und bösesten Monster finden sich in der japanischen “Ikonografie”, und das schon seit Langem. Frankenstein, Godzilla, King Kong und alle möglichen anderen Kaijou’s aus Animes, bekanntestes Beispiel Pokémon, sind weltbekannt.
Den bisher nur als Stress bezeichneten Aspekt möchte ich noch etwas vertiefen. Woher kommt er? Wie angerissen kam die konfuzianistische Philosophie schon vor über 1000 Jahren nach Japan. Eine Distanz und Respekt zu halten ist nötig, bei vielen Menschen, die auf engem Raum miteinander leben, macht allerdings vielleicht auch einsam, so, dass die Möglichkeit, sich “bei Freunden auszuheulen” viel seltener gegeben ist. Tomodachi (= Freund) ist ein großer Begriff. Wenn ich ihn von jemandem auf Video habe verwendet sehen wurden die Augen meist groß, ehrfürchtiger Weise. Um Leistungsdruck und Freundschaft zu vereinbaren gehen viele Betriebe nach der Arbeit zusammen trinken.
Insgesamt wird viel gelacht. Wenn jemand etwas trauriges postet, kann es zwar vorkommen dass auf zerschmetternde Weise ein Älterer gnadenlos weiter anprangert, meist wird jedoch versucht das positive, schöne, “reine” aus allem herauszuholen, und damit Beistand geleistet.
Was mir nie begegnete ist Trägheit.

Von wegen Paradigmenwechsel

Ich habe mich immer gegen die Eifersucht der einzelnen Götter geweigert. Mein Grund dafür, dachte ich, war die Annahme, dass diese Eifersucht der Grund für ihre Anhänger war, andere Religionen mit Misstrauen und Argwohn zu begegnen. Doch dafür gibt es für sie wohl viele andere, weitläufigere Gründe.
Insgeheim wusste ich dies, und störte mich eigentlich nur deshalb an der Eifersucht, da sie mir verbieten wollte, andere Götter kennen zu lernen, was ich aus reiner anthropo- / theosophischer Neugier heraus tun wollte, nicht jedoch, um für mich einen Gott zu “wählen”. Ich meine nun zu erkennen, dass die Exklusivität eines Gottes wichtig ist, um alle Aspekte des Glaubens voll beanspruchen zu können, und damit meine ich nicht nur das der Demut zur Eifersucht. Das gilt nun leider entgegen meines Wunsches, dass wahre Chaosmagie, in der Paradigmenwechsel angewandt werden, bedeutet, heute bin ich Christ, morgen Muslim, polytheistisch möglich sei, welchen ich nun als utopisch erkenne neben der Tatsache, dass ich nie wahr chaosmagisch war, gar, dass Chaosmagie nicht möglich ist, da sie gleichzeitig, indem sie der Eifersucht nicht entkommt, blasphemisch ist, während sie versucht, mit der ultimativen Annahme eines Paradigmas, es nicht zu sein.
Das ist deshalb schade, da sie doch so gut geeignet schien für den anarchistischen, zerstreuten do-it-yourself Internet-Zeitgeist.
Ausserdem fürchte ich jetzt die ultimative Entscheidung zu treffen, welchem Paradigma ich Folge leisten will. Vielleicht keinem. Da kommt die Erinnerung: Finden ist besser als Suchen. Als Mensch weiß ich doch intuitiv was ich will. Da muss kein Titel her.

Einsame Menschen

Manche Menschen sind so sehr an das Alleinsein mit sich selber gewöhnt, dass sie sich gar nicht mit Anderen vergleichen, sondern in einer ruhigen, freudigen Stimmung, unter guten Gesprächen mit sich, ja mit Lachen ihr monologisches Leben fortspinnen. Bringt man sie aber dazu, sich mit Anderen zu vergleichen, so neigen sie zu einer grübelnden Unterschätzung ihrer selbst: so dass sie gezwungen werden müssen, eine gute, gerechte Meinung über sich erst von Anderen wieder zu lernen: und auch von dieser erlernten Meinung werden sie immer wieder Etwas abziehen und abhandeln wollen. – Man muss also gewissen Menschen ihr Alleinsein gönnen und nicht so albern sein, wie es häufig geschieht, sie deswegen zu bedauern.

alles, was da ist, sehr schön zu finden

Nietzsche

Die Dörfer werden niemals aussterben

Text vom 25. Mai 2014

Das Leben in der Stadt ist ein luxuriöses Leben, jedoch auch ein schwieriges. Durch die Verdichtung der Menschen in der Stadt gibt es hier unnatürlich wenig Raum und unnatürlich viele Begegnungen und Einflüsse. Durch die viele Technik und die digitale Revolution ist das, was früher als Zauberei befunden wurde, Alltag geworden.
Laut Statistik sind die Menschen in den Städten unglücklicher.
Warum ist das so? Ich möchte eine These aufstellen.
Die Stadt ist künstlich, das Unterbewusstsein wird in ihr zu wenig von essentiellen, natürlichen Einflüssen stimuliert. Man lebt in der Stadt in einer Simulation der Natur. Architektur, Design und Kunst lehnt sich an die Natur an und ahmt sie nach.
Auch Menschen, die in der Stadt aufwachsen, sind Wesen, die sich über Jahrmillionen zu Lebewesen entwickelt haben, die für die tatsächlich natürlichen Umstände ausgestattet sind und in ihnen am besten agieren können. Man kann nicht sagen wie schnell und umfassend der Mensch sich tatsächlich an Neues anpasst, Epigenetik ist auch ein noch sehr unerforschter Faktor.
Der Mensch selektiert nach seinem der Natur entsprungenem Empfinden das was ihm gefällt von dem was ihm nicht gefällt. So soll das Umfeld, das er sich aufbaut, auch immer seine Bedürfnisse befriedigen. Dennoch kann eine menschgemachte Umgebung nicht perfekter sein als die ursprünglich ländliche, da der Mensch sich selbst und seine Bedürfnisse nicht vollständig zu erkennen vermag. Ausserdem ist das Überleben in der Stadt zwar besser gesichert durch Nahrungsversorgung, Medizin und zum Standard gewordene, aber trotzdem als luxuriös zu wertende technische Errungenschaften, jedoch sind diese Dinge keine Faktoren für das psychische Wohlbefinden. Man gewöhnt sich an sie.