Es ist noch keine 80 Jahre her, da war Saudi-Arabien ein Land von Beduinen.
Wenige haben sich jemals für deren Kultur interessiert, vielleicht weil es nur wenig Kultur gab. Muslimische Wüstennomaden, Kamelreiter, Ziegenhirten.
Heute sind die wenigen überbliebenen Beduinen Randgruppe, der arabische Begriff “Bedun” ist negativ konnotiert, ähnlich wie “Zigeuner” hierzulande.
Innerhalb kürzester Zeit wurde das Land stinkreich, durch den Ölexport, der nun seit etwa 50 Jahren die dortige Wirtschaft explodieren lässt. Bilder davon, wie Dubai heute aussieht, sind bekannt.
Es gab kaum soziales und kulturelles Fundament, auf dem dieser Boom fußen konnte. Es war nur das umweltverschmutzende Öl, für welches in den umliegenden Ländern by the way schnell viel Blut vergossen wurde.
Das Ergebnis sind drei Macho-Brüder, die mit überdimensionalen Prestigeprojekten ihre Schw*nze vergleichen und unsere Fußballteams kaufen. Wer Steuern hinterziehen möchte zieht dort hin, lebt einsam im Prunk umringt von Wüste, und nimmt dafür das Fehlen von Frauenrechten und Meinungsfreiheit in Kauf.
Und dann kommt sowas:
Mein Gefühl sagt mir, dass das nichts Gutes wird. Zu schnell, zu neu, zu viel – wie der revolutionäre Versuch der UdSSR. Top-Down statt Bottom-Up. Konstruiert statt organisch aus Liebe oder Notwendigkeit heraus entstanden.
Ich glaube, mit mehr kulturellem Hintergrund könnte man mit so viel Geld effektiver umgehen und solidere, hilfreichere Investitionen tätigen. Ich wage zu bezweifeln, dass dieses Projekt der Welt und den Menschen von gutem Nutzen ist. Ich halte es eher primär für den eitlen, archaischen Wunsch, Macht zu präsentieren – das ist nebenbei peinlich für alle Männer.
Da ich derzeit selbst wieder über weniger finanziellen Spielraum verfüge bin ich natürlich auch wieder ein besserer Sozialist, und denke an Gerechtigkeit im Sinne der Unterstützung derer, die mit weniger Chancen auf die Welt kamen.
So, wie die Beduinen es einst waren?
…
Ich bleibe dabei; Konkrete, proaktive Projekte unterstützen. Plastikfressende Mikroben werden jetzt endlich bekannt – fördern. Photovoltaik, Pumpspeicherkraftwerke, Kernfusion, Brennstoffzellen – fördern. Schlachtfreies Fleisch – fördern.
Das hilft wirklich, schützt die Natur und macht das Leben lebenswerter durch größere Möglichkeiten (auch für Menschen mit wenig Geld), und nicht durch größere Einschränkungen. Beschränkungen Top-Down zu bestimmen, zu konstruieren, statt dass bessere Alternativen von sich aus überzeugen, funktioniert aus dem gleichen Grund nicht, wie The Line nicht funktionieren wird. Da bin ich fest von überzeugt. Verzicht; da machen einfach nicht genügend mit, und zwingen kann man sie nicht.
Das sei jetzt aber nur mal wieder nebenbei gesagt.
Thema dieses Beitrags ist plötzlicher Reichtum.
Ich komme darauf, weil mir auf den Schirm kam, dass über die Hälfte der Lithiumressourcen der Welt in Südamerika liegt.
Klar ist, dass das Elektroauto nur eine Etappe ist vor dem Wasserstoffauto.
Bevor es also wieder Krieg um seltene Ressourcen geben muss wird also umgeschwenkt werden. Vielleicht bekommt man nochmal das Gefühl durch Demonstrationen einen Krieg verhindert zu haben.
Dann boomt endlich auch Südamerika, kriminelle Regierungen der Umgebung werden nebenbei hopps genommen, es wird zum Urlaubsziel, alle freuen sich, und dann kommt die Brennstoffzelle.
Aber davor werden, wie Saudi-Arabien, einige Länder Südamerikas plötzlich reich geworden sein.
Nun haben diese Länder natürlich wesentlich mehr eigene Kultur auf die gebaut werden kann, als Saudi-Arabien es hatte, als es reich wurde. Es wird auch nicht so ein plötzlicher, und auch nicht so ein massiver wirtschaftlicher Sprung sein. Dennoch wird es impressiv sein, und daher halte ich diese Fragen für sehr spannend: Was macht Südamerika aus der wirtschaftlichen Autonomie? Erhält es seine alte Kultur, oder entdeckt es neue alte Aspekte davon wieder? Wie baut es darauf auf? Oder wird es doch nur ein weiterer Klon individualistischer Leistungskultur wie Südkorea? (jajaja no creo)
Wie werden die Länder mit den Kulturen umgehen, die es dort gab, bevor sie kolonisiert wurden?
Wie wird mit Immigration umgegangen werden? Friede Freude Eierkuchen? 🙂
Erstens kommt eh alles anders, und Zweitens als man denkt. Aber es macht Spaß, da herumzufantasieren.