Habe mich vor vier Jahren dem Sublimen abgewandt.
Es regte sich in mir ein eitles Gefühl. Erschauderte ich vor der Schönheit aller Existenz und ihren Verhältnissen oder doch nur vor der Macht meines eigenen Geistes? Ich dachte, Letzteres, und war angewidert vanitatem.
So trieb ich mir das klare Denken aus, degenerierte mich ganz bewusst, auf der Suche nach dem Glück des Tieres. Das kam auch, wild und feurig, jedoch nicht ansatzweise so stark wie die Begegnungen mit dem Erhabenen.
Nun ist es noch nicht zu spät. Ich bin der Erfahrung dankbar, und der Geist kehrt zurück.
Allgemein
Unlösbare gedankliche Probleme als Grund zur Entstehung von Wahnsinn
Ich denke seit geraumer Zeit über Entstehungsgründe von Wahnsinn nach. Ich hoffe, es wird daraus ein gemeinsamer Nenner erkennbar, ich erahne; es hat wohl etwas mit einem unheimlichen Kontrast zu tun.
(Nachtrag vom 7.6.2021: Dieser von mir erkannte Kontrast scheint dem, was die Doppelbindungstheorie behandelt, sehr ähnlich – vielleicht ist es das)
Hier habe ich über Isolation als Grund zur Entstehung von Wahnsinn geschrieben.
Diese Gedanken beruhen natürlich nur auf den wenigen Erfahrungen die ich mit Wahnsinnigen gemacht habe und dienen mir zu verarbeiten und zu verstehen, ich bin kein Psychologe.
Die Texte gelten auch den Betroffenen, denen ich über diesen Weg eine gute Besserung wünsche.
Man steht vor einer Tür, die man noch nie betreten hat, hinter ihr: Unbekanntes, Unverstandenes. Man kann sie aber nie betreten, obwohl man es möchte. Man klopft an, und wird nicht hinein gelassen, also klopft man lauter und lauter, und wenn man nicht aufgibt und wo anders hin geht, entsteht hier der Wahnsinn.
Wahnsinn ist wie ein Feedbackloop im Erkennen. Man möchte erkennen, kann aber nicht, und möchte daher um so mehr. Man arbeitet sich gedanklich erfolglos ab an einer Sache, die man nicht versteht. Gesund wäre, irgendwann aufzugeben, also zu erkennen, dass die Tür, durch die man will, nicht zu betreten ist, und einfach weiter zu gehen. Doch wenn man glaubt, dass es ausschließlich hinter dieser einen Tür weiter ginge, darf dies unmöglich sein. Es handelt sich hierbei jedoch um eine Fehlannahme.
Mythen und Geheimnisse machen wahnsinnig, da sie nie ganz begriffen werden können, ohne, dass man eingeweiht wird. Sie sind der Tod der Neugierigen. Deshalb ist Okkultes so schlecht. Auch wird gesagt, in fremde Kulturen zu gehen, oder gar nur in eine andere Stadt zu ziehen, kann Schizophrenie auslösen. Dies ist, da dabei auf einmal zu viele neue Geheimnisse auftreten, was den neugierigen Geist überlastet.
Der Wahnsinn ist dem Glaube nah, es ist aber kein Glaube selbst, im Gegenteil, ein fester Glaube kann die Heilung sein. Es geht um den Wunsch einen Glauben zu rationalisieren, es aber nicht zu schaffen, da die gedankliche Struktur sich ad-absurdum führt oder zu keinem Ergebnis kommen kann.
Nimmt man sich einer solchen Philosophie an, die etwas greifen will, was nicht gegriffen werden kann (womöglich weil es nicht existiert), verändert sich die Art der Sinnsuche. Man steht plötzlich im Zusammenhang mit etwas unbegreiflichem Äußeren, in das man grenzenlos hinein zu projiziert vermag. Und so ist man dann relativ schnell bei der Paranoia.
Um sich davor zu schützen soll man nicht Neues fortwährend auf alt-Bekanntes reduzieren, sonst würde es unmöglich überhaupt zu lernen, aber, so glaube ich, braucht man eine unerschütterliche Grundsicherheit, an der man Unverständliches fest machen kann, um nicht wahnsinnig zu werden, oder, man vergisst, es wird einem egal, wo man vorher dran verzweifelte. Es gibt philosophische Ansätze, die dem wissenschaftlichen Geist erlauben, Unverständliches zuzulassen, im Guten sein zu lassen.
Es handelt sich bei der Konstitution der Gedankenwelt gleichzeitig um die Konstitution des Gehirns. Wer also keinen “gesunden”, also wohl-tuenden, Geisteszustand aufrecht zu erhalten vermag, muss sein Denken ändern, und durch neues Denken seinen Gehirn-Muskel regelrecht umtrainieren, in Ruhe, durch Meditation, durch Optimismus. Auf keinen Fall durch Substanzen, welche das Gehirn nur weiter in eine unkontrollierte Richtung umformen.
Hier noch eine Affirmation von Rob Brezsny:
“Pronoia is the antidote for paranoia. It’s the understanding that the universe is fundamentally friendly. It’s a mode of training your senses and intellect so you’re able to perceive the fact that life always gives you exactly what you need, exactly when you need it.”
Das größte Rätsel…
Das zweitgrößte Rätsel ist, heraus zu finden, welches das größte Rätsel ist.
Welches ist das größte Rätsel für Dich?
Wenn du keine Antwort findest, vergiss die Frage. Weil; bleibst Du auf dieser Frage hier hängen, bleibst Du Philosoph. Philosophen machen aber selten Spaß auf Parties, dafür will ich nicht verantwortlich sein.
Kleine Forschung in Richtung Japan
Ich habe mich in letzter Zeit viel mit Japan beschäftigt. Da ich mir im Wesen durch meine
freie Erziehung fast alles erlauben kann finde ich die japanische “Strenge” und “Ernsthaftigkeit” um so interessanter. Ich bin kein gelernter Ethnologe und habe mich auch nicht mit Statistiken beschäftig, auch war ich noch nie in diesem Land. Statt dessen habe ich mich einer anderen Methode bedient; Als Vorbereitung habe ich einige Videologs von redefreudigen Japanern, als auch von Leuten, die nach Japan zogen um dort zu arbeiten, auf Youtube angesehen. Anschliessend habe ich Facebook auf Japanisch gestellt, einen japanischen Proxyserver aktiviert, über 100 mir sympathische Japaner geaddet (hauptsächlich Tokio, genauer Shinjuku, Harajuku und Shibuya, das sind die Viertel für das “sehen und gesehen werden”, viele Künstler) und ganz viele japanische Örtlichkeiten, Künstler, Produkte und Posts geliket um “meinen Algorithmus nach Japan zu verlagern”. Sogar mein Betriebssystem, Tastatur und Firefox habe ich auf Japanisch umgestellt, um etwaige Fragen die Facebook meinem Computer stellen könnte “richtig” (also japanisch) beantworten zu lassen. Rikai-Chan als Übersetzungssoftware hat’s einfach gemacht zu verstehen, aktiv kommuniziert habe ich, na gut, auf Englisch, ein paar Worte sind aber natürlich auch hängen geblieben.
Es scheint in der Tat so, dass sich im japanischen Facebook überdurchschnittlich viele Exzentriker finden lassen. Nicht dass Facebook nicht schon im Wesen auf den Exzentrismus zielte, aber ich habe den Eindruck bekommen dass japanisches Facebook mehr als Platform für die Künstler des Landes fungiert als in einem anderen Land. Der Abstand zwischen Exzentrismus und Intimität ist in Japan scheinbar größer. “Pretending” ist in den USA ein Hobby, welches bereits Grundschüler angeben, auch in Deutschland wird auf der Straße performativ laut gelacht oder dergleichen, in Japan ist das eher unhöflich, weshalb besagtes aus-sich-heraus-kommen vielleicht eher im künstlerisch-beruflichen Rahmen statt finden könnte. Das passt auch zur Idolkultur. Die Korelation die ich hier zwischen viel Platz – laut Schreien / wenig Platz – leise Flüstern sehe habe ich in diesem Beitrag auch schon mal kurz angerissen.
Die Themen und Ästhetik die mir von nun an auf Facebook erschienen, waren auf der einen Seite erkennbar grotesker und dunkler, mit Snuff-Videos, selbstzerstörerischer Kunst etc., düsteren Gedichten und einem Hauch kalter Depression. Auf der anderen Seite erschienen mir knallbunte Farben, Puppen, viele süße, fröhliche Gesichter mit “Peace”-Zeichen etc. Ich habe gelesen, auf Fotos Gesten dieser Art zu machen dient dem Überdecken einer gewissen Unsicherheit, wo man denn bitte auf Fotos seine Hände hinzutun habe. Nicht dass es das nicht überall gäbe, aber ich glaube in Japan gibt es eine sehr interessante Form der Unsicherheit, zwischen Höflichkeit und Wahrnehmung der eigenen Position in der konfuzianistischen Hierarchie und Tatamae, dem “öffentlichen Gesicht”, der Frage ob man es beherrscht, ob man sein Gegenüber richtig deutet und natürlich auch den im Westen bekannteren Faktoren von Unsicherheit. Und mit dem Peace-Zeichen ist symbolisch sicher nichts falsch gemacht, bestimmt gibt es hier sogar eine Korelation zu Hiroshima und Nagasaki. Aber zurück zu “kawaii” (ein sehr häufig benutztes Wort mit der Bedeutung “süß”) und “gothic”. In einem Interview wurde mir erklärt, dass das Unschuldige, Süße, “Reine” als Ausgleich zum stressigen Alltagsleben dienen kann. Die befragte Person erzählte von einer Freundin, die regelmässig nach der Arbeit in solche “Kawaii”-Einkaufsläden geht, da es eine beruhigende Wirkung auf sie hat, sich knallig bunte, zierlich verpackte Süßigkeiten und Püppchen anzusehen. Das relativiert die scheinbare Pädophilie, die Japan manchmal vorgeworfen wird. Ich habe einige Warnhinweise gesehen, die sich gegen Masturbation als Solche aussprechen. Man muss hier also eine klare Linie zwischen einer befreienden und beruhigenden Wirkung, und erotischer Anziehung von Unschuld / Kindlichkeit ziehen. Zur gesetlichen Lage; Vertrieb von Kinderpornographie in Japan ist erst seit 1999 illegal, der Besitz ist nach wie vor legal. Wenn man hierbei den Stress, beruhend auf dem einsamen, introvertierten Alltagsaspekt, gepaart mit großer Kultur von Leistung, Schuld und Ehre, der aus dem konfuzianistischem Geist resultieren könnte, welcher sich also durch Betrachtung von Unschuld auszugleichen scheint, bedenkt, wird dies verständlicher.
Das Groteske scheint die umgekehrte Form des Umgangs mit besagtem Stress zu sein. Es überzieht das Übel so stark, dass ich es als selbstzerstörerischen, sarkastischen, und damit kritischen Umgang verstehe. Ich verstehe diesen als närrischen (im Sinne des “Spiegel vorhaltens”), und damit auf subversive Weise konstruktiven Umgang. Auch könnte der “gore” aus der japanischen Kunstgeschichte resultieren – die fantastischsten und bösesten Monster finden sich in der japanischen “Ikonografie”, und das schon seit Langem. Frankenstein, Godzilla, King Kong und alle möglichen anderen Kaijou’s aus Animes, bekanntestes Beispiel Pokémon, sind weltbekannt.
Den bisher nur als Stress bezeichneten Aspekt möchte ich noch etwas vertiefen. Woher kommt er? Wie angerissen kam die konfuzianistische Philosophie schon vor über 1000 Jahren nach Japan. Eine Distanz und Respekt zu halten ist nötig, bei vielen Menschen, die auf engem Raum miteinander leben, macht allerdings vielleicht auch einsam, so, dass die Möglichkeit, sich “bei Freunden auszuheulen” viel seltener gegeben ist. Tomodachi (= Freund) ist ein großer Begriff. Wenn ich ihn von jemandem auf Video habe verwendet sehen wurden die Augen meist groß, ehrfürchtiger Weise. Um Leistungsdruck und Freundschaft zu vereinbaren gehen viele Betriebe nach der Arbeit zusammen trinken.
Insgesamt wird viel gelacht. Wenn jemand etwas trauriges postet, kann es zwar vorkommen dass auf zerschmetternde Weise ein Älterer gnadenlos weiter anprangert, meist wird jedoch versucht das positive, schöne, “reine” aus allem herauszuholen, und damit Beistand geleistet.
Was mir nie begegnete ist Trägheit.
Von wegen Paradigmenwechsel
Ich habe mich immer gegen die Eifersucht der einzelnen Götter geweigert. Mein Grund dafür, dachte ich, war die Annahme, dass diese Eifersucht der Grund für ihre Anhänger war, andere Religionen mit Misstrauen und Argwohn zu begegnen. Doch dafür gibt es für sie wohl viele andere, weitläufigere Gründe.
Insgeheim wusste ich dies, und störte mich eigentlich nur deshalb an der Eifersucht, da sie mir verbieten wollte, andere Götter kennen zu lernen, was ich aus reiner anthropo- / theosophischer Neugier heraus tun wollte, nicht jedoch, um für mich einen Gott zu “wählen”. Ich meine nun zu erkennen, dass die Exklusivität eines Gottes wichtig ist, um alle Aspekte des Glaubens voll beanspruchen zu können, und damit meine ich nicht nur das der Demut zur Eifersucht. Das gilt nun leider entgegen meines Wunsches, dass wahre Chaosmagie, in der Paradigmenwechsel angewandt werden, bedeutet, heute bin ich Christ, morgen Muslim, polytheistisch möglich sei, welchen ich nun als utopisch erkenne neben der Tatsache, dass ich nie wahr chaosmagisch war, gar, dass Chaosmagie nicht möglich ist, da sie gleichzeitig, indem sie der Eifersucht nicht entkommt, blasphemisch ist, während sie versucht, mit der ultimativen Annahme eines Paradigmas, es nicht zu sein.
Das ist deshalb schade, da sie doch so gut geeignet schien für den anarchistischen, zerstreuten do-it-yourself Internet-Zeitgeist.
Ausserdem fürchte ich jetzt die ultimative Entscheidung zu treffen, welchem Paradigma ich Folge leisten will. Vielleicht keinem. Da kommt die Erinnerung: Finden ist besser als Suchen. Als Mensch weiß ich doch intuitiv was ich will. Da muss kein Titel her.