Farbenfrohe, abstrake Texturen, erzeugt durch absichtlich herbeigeführte Fehler in digitaler Bilddarstellung.
10/2015 trat ich der Facebookgruppe des Glitch Artist Collective bei, so wie deren Untergruppe Glitch//Request, wo Photos von Personen (meistens Selfies) von Glitchkünstlern verfremdet werden. Der rege Austausch hier gab mir den Anstoß selbst Glitch Art zu machen.
Seitdem programmiere und implementiere ich Fragmentshader und Controller in Processing zur künstlichen Erzeugung von Bildfehlern (Glitches).
Diese nutze ich um völlig neue abstrakte Bilder zu erschaffen (nicht zur Bildbearbeitung).
Ursprungsbilder dienen als Datenquelle. Ergebnisse dieser Überverfremdung haben eigenen Charakter.
Die Softwareeinheit “Manglr”, eine Eigenkreation mit welcher ich die Bilder erzeuge, funktioniert wie ein Compositor für 2D-Shader. (Link zur Arbeitsablage).
Per Drag & Drop schiebe ich eine Bild- oder Videodatei hinein und bestimme anschließend welche Shader mit welchen Parametern dieses Bild verändern sollen.
Diese Auswahl kann auch automatisch / zufällig getroffen werden. Ebenfalls können die Parameter der Shader sich über Zeit langsam verändern. Die Shader sind dann animiert.
Ich beobachte diesen Autopilot-Modus oder bearbeite die Controller manuell, bis mir eine Komposition gefällt. Dann speichere ich Bilder.
Die Auflösung ist hierbei variabel. Maximal stelle ich die größere Seitenlänge auf 20.000 Pixel, was bei 300 DPI Druckschärfe ca 1,70m entspricht. Je nach Shader nimmt das dann etwas mehr Rechenzeit in Anspruch. Kleinere Bilder (bis 20centimer) können in Echtzeit animiert generiert werden (24 Bilder pro Sekunde oder mehr). Bei einigen der Bilder ist Pixelästhetik gut, was die Skalierung von Bildern mit geringer Auflösung auf große Größe erlaubt.
Es folgt ein Selektierungsprozess, in welchem ich noch einmal in alle gespeicherten Bilder hineinfühle, und die Spreu vom Weizen trenne.
Sollte es alte Bilder geben, die mit der Zeit an Qualität verloren haben, so kann man diese mit modernen Technologien und geringem Aufwand wiederherstellen oder verbessern.
Kratzer, Falten oder Verschmutzungen werden weitgehend manuell korrigiert, fehlende Bildinformationen können mit künstlicher Intelligenz regeneriert werden.
Auch das Erhöhen der Auflösung, das Kolorieren oder das Erweitern des Bildausschnittes ist möglich.
Bitte kontaktieren Sie mich bei Bedarf.
Ästhetische Gemeinsamkeiten der Vulva und der Blume sind der Natur entsprungen.
Es ist eine komplexe mathematische Formel, welche mich die bildlichen Gemeinsamkeiten dieser beiden Sujets beschreiben und fusionieren ließ.
Bildgenerierung mit künstlicher Intelligenz, wie z.B. Stable Diffusion, ist für solche Verschmelzungen bekannt.
Der Kontrast zwischen der Logik, aber auch der Brisanz meines Werkzeuges, der Ambiavalenz der Möglichkeiten die es bietet, und der Schönheit des Themas interessierte mich.
Auch soll die Mystifikation des weiblichen Geschlechtsorganes dessen Intimität schützen und es ehren.
Die 50 hier gezeigten Bilder stellen eine abgeschlossene Serie dar. Sie sind zwischen Dezember 2023 und Februar 2024 entstanden.
Studium zum Thema Künstliche Intelligenz
Von 2015 bis 2019 beschäftigte ich mich während meines Studiums an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken intensiv mit Künstlicher Intelligenz, virtuellen Humanoiden, Mensch-Maschine-Interaktionen sowie den daraus resultierenden philosophischen und kulturellen Fragestellungen. Dabei setzte ich mich sowohl theoretisch als auch praktisch-künstlerisch mit den Grenzen und Missverständnissen im Umgang mit KI-Technologien auseinander.
In meiner Bachelorarbeit „Vergleich zwischen künstlicher und realer Intelligenz“ (2017, Abschlussnote 1.0) erforschte ich, wie digitale Avatare mittels genetischer Algorithmen Lernprozesse simulieren und verglich diese mit den realen Lern- und Schmerz-Erfahrungen eines menschlichen Performers. Die Performance „Learning“ nutzte dafür den optischen Pepper’s-Ghost-Effekt zur räumlichen Darstellung eines digitalen Charakters. Die Ergebnisse zeigten deutlich die emotionale Kluft zwischen technischer Simulation und menschlichem Erleben auf.
In meiner Masterarbeit erweiterte ich diesen Ansatz und beschäftigte mich vertieft mit der Wahrnehmung und Inszenierung von virtuellen Charakteren sowie deren Interaktionen mit Menschen. Unter anderem entstanden folgende Projekte:
- Gerkzeuk (2016): Ein computergesteuertes Objekt, das autonom Bilder aus dem Internet herunterlädt, verändert und verkauft. Dieses Objekt stellte grundlegende Fragen nach Autorenschaft, Maschinenethik und der Rolle des Künstlers. Durch eine holografische Darstellung („Iris“) erhielt der maschinelle Künstler zusätzlich eine menschenähnliche Persona.
Link zur Projektseite
- Pepper’s Ghost Kristalle (seit 2016): Interaktive Vitrinen, die virtuelle Humanoide holografisch abbilden und mit Gesichtserkennungs-, Emotionsanalyse- sowie Spracherkennungssoftware ausgestattet sind. Diese Arbeit forschte intensiv daran, künstliche und menschliche Interaktion greifbar zu machen.
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- Vergleich zwischen künstlicher und realer Intelligenz (2017): Eine Performance, in der ein digitaler Charakter mittels genetischer Algorithmen parallel zu einem menschlichen Performer versucht, grundlegende motorische Fähigkeiten zu erlernen. Die Arbeit offenbart deutlich die Unterschiede und emotionalen Dimensionen zwischen digitaler Simulation und menschlichem Erleben.
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- Anti-Art (2019): Eine bewusst simple Apparatur mit einer Marionette, gesteuert durch unvorhersehbare Impulse, die humorvoll und kritisch den Hype um KI-Technologien und deren häufige Überschätzung reflektiert.
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- Rauminstallation zur Master-Ausstellung (2019): In einer szenografischen Situation setzte ich Besucher einer reflektierenden Interaktion aus, indem sie automatisch fotografiert und ihre Gesichter projiziert wurden, wodurch Themen wie Selbstwahrnehmung, Datenschutz und Echokammern greifbar wurden.
Link zur Projektseite
Diese Projekte wurden begleitet von theoretischen Reflexionen zu Transparenz im Design, Black Box-Problematik, zufälligen und deterministischen Systemen sowie ethischen und philosophischen Dimensionen von KI. Inspiriert von Referenzen wie Frieder Nake, Andrew Glassner und Richard David Precht, setzte ich mich kritisch mit Begriffen und Missverständnissen rund um künstliche Intelligenz, künstliches Leben und Bewusstsein auseinander.
Aus meiner künstlerischen Forschung ergaben sich folgende zentrale Erkenntnisse:
- KI-Technologien können menschliches Verhalten zwar nachahmen, erzeugen dabei jedoch keine echte emotionale Tiefe oder authentische Empathie. Die von Maschinen erzeugte Illusion menschlicher Interaktion bleibt in ihrer Wirkung stets auf einer oberflächlichen Ebene.
- Der Missbrauch metaphorischer Begriffe aus Biologie und Neurowissenschaften in der Technologie (wie “Neuronales Netz” oder “Intelligenz”) trägt maßgeblich zu Missverständnissen und einer mythischen Überhöhung technischer Möglichkeiten bei.
- Der Einsatz von Transparenzdesign und die Offenlegung technischer Prozesse sind essenziell, um Ängste abzubauen und kritisches Denken gegenüber modernen Technologien zu fördern.
- Zufälligkeit und Unvorhersehbarkeit in technischen Systemen erzeugen oftmals eine Wahrnehmung von Magie oder Autonomie, die zur Überinterpretation technischer Fähigkeiten führen kann.
- Die kulturelle und gesellschaftliche Rezeption von KI-Technologien und virtuellen Charakteren ist stark beeinflusst von Projektionen und Fantasien, die tief verwurzelt sind in unserer psychologischen Tendenz, menschenähnliche Eigenschaften in technischen Artefakten wahrzunehmen.
- Trotz der scheinbaren Eigenständigkeit von Software und Maschinen liegt die Verantwortung stets beim Menschen, der diese Systeme entwirft, programmiert und bedient. Maschinen und Software bleiben immer Werkzeuge und werden niemals selbst zu eigenständigen Subjekten.
- Die Frage nach der Bedeutung von “Leben” gewinnt durch die Beschäftigung mit autonomen und selbstreproduzierenden Programmen wie der „Forkbomb“ an neuer Tiefe und fordert die klassischen biologischen Definitionen heraus.
- In psychologischer Hinsicht zeigt sich in der Arbeit von Wissenschaftlern, IT-Technikern und Künstlern oft eine unbewusste Motivation, künstliche Wesen zu erschaffen, vergleichbar mit dem in der Psychologie diskutierten “Gebärmutterneid”. Hier spiegelt sich das tiefe Bedürfnis wider, selbst schöpferisch Leben oder lebendige Systeme hervorzubringen.
- Objektorientiertes Programmieren eröffnet die Möglichkeit, virtuelle Welten nachzubauen, und lädt zur Reflektion über die Grenzen zwischen Realität und Simulation ein.
Meine Arbeit zwischen 2015 und 2019 stellt somit eine vielseitige, kritische und innovative Auseinandersetzung mit Menschlichkeit, Technologie und ihren komplexen Beziehungen dar und möchte dazu beitragen, den öffentlichen Diskurs zu diesen Themen fundiert und reflektiert zu gestalten.
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