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Zwei Wölfe.

„Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, also ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere dagegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“

„Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?“

„Der, den ich füttere.“

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Unabhängigkeit

“[…]Die Gesellschaft hatte sich dieser zwei Männer angenommen, nicht aus Zartgefühl, sondern aufgrund ihrer eigenartigen Bedürfnisse, und hatte ihnen jeden unabhängigen Gedanken, jeden eigenen Antrieb, jedes Abweichen von der Routine verboten; und zwar bei Todesdrohung verboten. Sie konnten nur unter der Vorgabe leben, Maschinen zu sein. Und jetzt, da sie aus der sie umhegenden Sorge von Männern mit Federhaltern hinter dem Ohr oder von Männern mit Goldlitzen an den Ärmeln entlassen waren, glichen sie jenen lebenslänglichen Häftlingen, die, nachdem sie nach vielen Jahren freigelassen wurden, nicht wissen, wie sie ihre Freiheit nutzen sollen. Sie wussten nicht, wie sie ihre Fähigkeiten gebrauchen sollten, da sie beide infolge der fehlenden Übung keinen unabhängigen Gedanken fassen konnten.”

 

– Frei übersetzt aus Joseph Conrad –  An Outpost of Progress

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Aldous Huxley

“Der glaube an eine größere und bessere Zukunft ist einer der

mächtigsten Feinde gegenwärtiger Freiheit.”

Rudern zwei

Rudern zwei
ein boot,
der eine
kundig der sterne,
der andre
kundig der stürme,
wird der eine
führn durch die sterne,
wird der andre
führn durch die stürme,
und am ende ganz am ende
wird das meer in der erinnerung
blau sein

Reiner Kunze (1994)

Nachtcafé

824: Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.

Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.

Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.

Junger Kopf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.

Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.

B-moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! –

Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit.
Kaum Duft.
Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.

Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.

von Gottfried Benn (1912)