Interaktive Medien

All posts by giers.io

Epiktet

Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellung von den Dingen. So ist zum Beispiel der Tod nichts Furchtbares, sondern die Vorstellung, er sei etwas Furchtbares, das ist das Furchtbare. Wenn wir also unglücklich, unruhig oder betrübt sind, wollen wir die Ursache nicht in etwas anderem suchen, sondern in uns, das heißt in unseren Vorstellungen… Wenn du wünschst, deine Frau, deine Kinder, deine Freunde möchten ewig leben, so bist du ein Narr. Denn du willst etwas was nicht in deiner Macht steht, und betrachtest als dein Eigentum, was dir nicht gehört. Und wenn du willst, dass dein Diener keinen Fehler begeht, so bist du nicht minder töricht. Denn du willst, dass ein Versehen kein Versehen sei, sondern etwas anderes. Wenn du aber Mögliches erstrebst, so kannst du es auch erreichen. Übe also, was du kannst! Derjenige ist Herr über einen anderen, der die Macht hat, jenem zu geben, was er will, und von ihm fern zu halten, was er nicht will. Wer frei sein will, soll also weder erstreben noch vermeiden wollen, was in eines andern Macht steht, es sei denn, dass er ein Sklave werden möchte. Jedes Ding hat zwei Handhaben; je nachdem man es fasst, wird es erträglich oder unerträglich. Tut dir dein Bruder unrecht, so sage nicht: Er kränkt mich. Das ist die Handhabe, womit es unerträglich ist. Sage vielmehr: Er ist mein Bruder, der Genosse meines Lebens. Das ist die richtige Auffassung, welche die Sache erträglich macht.

Marquis von Posa’s Besuch beim spanischen König (Realness)

Aus Friedrich Schiller – Don Carlos

M a r q u i s. – Ich kann nicht Fürstendiener sein.
(Der König sieht ihn mit Erstaunen an.)
Ich will den Käufer nicht betrügen, Sire – wenn Sie mich anzustellen würdigen, so wollen Sie nur die vorgewogne Tat. Sie wollen nur meinen Arm und meinen Mut im Felde, nur meinen Kopf im Rat. Nicht meine Taten, der Beifall, den sie finden an dem Thron, soll meiner Taten Endzweck sein. Mir aber, mir hat die Tugend eignen Wert. Das Glück, das der Monarch mit meinen Händen pflanzte, erschüf’ ich selbst, und Freude wäre mir und eigne Wahl, was mir nur Pflicht sein sollte. In Ihrer Schöpfung fremde Schöpfer dulden? Ich aber soll zum Meißel mich erniedern, wo ich der Künstler könnte sein? – Ich liebe die Menschheit, und in Monarchien darf ich niemand lieben als mich selbst.
K ö n i g. Dies Feuer ist lobenswert. Ihr möchtet Gutes siften. Wie Ihr es stiftet, kann dem Patrioten, dem Weisen gleichviel heißen. Suchet Euch den Posten aus in meinem Königreichen, der Euch berechtigt, diesem edeln Triebe genug zu tun.
M a r q u i s. Ich finde keinen.
K ö n i g. Wie?
M a r q u i s. Was Eure Majestät durch meine Hand verbreiten – ist das Menschenglück? – Ist das dasselbe Glück, das meine reine Liebe den Menschen gönnt? – Vor diesem Glücke würde die Majestät erzittern – Nein! Ein neues Erschuf der Krone Politik – ein Glück, das sie noch reich genug ist auszuteilen, und in dem Menschenherzen neue Triebe, die sich von diesem Glücke stillen lassen. In Ihren Münzen läßt sie Wahrheit schlagen, die Wahrheit, die sie dulden kann. Verworfen sind alle Stempel, die nicht diesem gleichen. Doch, was der Krone frommen kann – ist das auch mir genug? Darf meine Bruderliebe sich zur Verkürzung meines Bruders borgen? Weiß ich ihn glücklich – eh’ er denken darf? Mich wählen sie nicht, Sire, Glückseligkeit, die Sie uns prägen, auszustreun. Ich muß mich weigern, diese Stempel auszugeben. – Ich kann nicht Fürstendiener sein.
K ö n i g (etwas rasch). Ihr seid ein Protestant.
M a r q u i s (nach einigem Bedenken). Ihr Glaube, Sire, ist auch der meinige.
(Nach einer Pause) Ich werde mißverstanden. Das war es, was ich fürchtete. Sie sehen von den Geheimnissen der Majestät durch meine Hand den Schleier weggezogen. Wer sichert Sie, daß mir noch heilig heiße, was mich zu schrecken aufgehört? Ich bin Gefährlich, weil ich über mich gedacht. – Ich bin es nicht, mein König. Meine Wünsche verwesen hier.
(Die Hand auf die Brust gelegt.)
Die lächerliche Wut der Neuerung, die nur der Ketten Last, die sie nicht ganz zerbrechen kann, vergrößert, wird mein Blut nie erhitzen. Das Jahrhundert ist meinem Ideal nicht reif. Ich lebe ein Bürger derer, welche kommen werden. Kann ein Gemälde Ihre Ruhe trüben? – Ihr Atem löscht es aus.
K ö n i g. Bin ich der erste, der Euch von dieser Seite kennt?
M a r q u i s. Von dieser – Ja!
K ö n i g (steht auf, macht einige Schritte und bleibt dem Marquis gegenüber stehen. Vor sich).
Neu zum wenigsten ist dieser Ton! Die Schmeichelei erschöpft sich. Nachzuahmen erniedrigt einen Mann von Kopf – Auch einmal die Probe von dem Gegenteil. Warum nicht? Das Überraschende macht Glück. – Wenn Ihr es so versteht, gut, so wll ich mich auf eine neue Kronbedienung richten – den starken Geist –
M a r q u i s. Ich höre, Sire, wie klein, wie niedrig Sie von Menschenwürde denken, selbst in des freien Mannes Sprache nur den Kunstgriff des Schmeichlers sehen, und mir deucht, ich weiß, wer Sie dazu berechtigt. Die Menschen zwangen Sie dazu; die haben Freiwillig ihres Adels sich begeben, freiwillig sich auf diese niedre Stufe herabgestellt. Erschrocken fliehen sie vor dem Gespenste ihrer innern Größe, Gefallen sich in ihrer Armut, schmücken mit feiger Weisheit ihre Ketten aus, und Tugend nennt man, sie mit Anstand tragen. So überkamen Sie die Welt. So ward Sie ihrem großen Vater überliefert. Wie könnten Sie in dieser traurigen Verstümmelung – Menschen ehren?
K ö n i g. Etwas Wahres find ich in diesen Worten.
M a r q u i s. Aber schade! Da Sie den Menschen aus des Schöpfers Hand in Ihrer Hände Werk verwandelten und dieser neugegoßnen Kreatur zum Gott sich gaben – da versahen Sie’s in etwas nur: Sie blieben selbst noch Mensch – Mensch aus des Schöpfers Hand. Sie fuhren fort als Sterblicher zu leiden, zu begehren; Sie brauchen Mitgefühl – und einem Gott kann man nur opfern – zittern – zu ihm beten! Bereuenswerter Tausch! Unselige Verdrehung der Natur! – Da Sie den Menschen zu Ihrem Saitenspiel herunterstürzten, wer teilt mit Ihnen Harmonie?
K ö n i g. (Bei Gott, er greift in meine Seele!)
M a r q u i s. Aber ihnen Bedeutet dieses Opfer nichts. Dafür sind Sie auch einzig – Ihre eigne Gattung – um diesen Preis sind Sie ein Gott- und schrecklich, wenn das nicht wäre – wenn für diesen Preis, für das zertretne Glück von Millionen, Sie nichts gewonnen hätten! wenn die Freiheit, die Sie vernichteten, das einz’ge wäre, das Ihre Wünsche reifen kann? – Ich bitte, mich zu entlassen. Sire. Mein Gegenstand reißt mich dahin. Mein Herz ist voll – der Reiz zu mächtig, vor dem Einzigen zu stehen, dem ich es öffnen möchte.

Verrücken

Aber ich möchte nicht unter Verrückte kommen,” meinte Alice.
„Oh, das kannst du wohl kaum verhindern”, sagte die Grinsekatze :
„Wir sind hier nämlich alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.”

„Woher willst du wissen, dass ich verrückt bin?” , erkundigte sich Alice.
„Wenn du es nicht wärest” , stellte die Grinsekatze fest, „dann wärest du nicht hier.”

Bild

Wer bist du?

“Wer bist du?”
“…Absolem?”
“Du bist nicht Absolem. Ich bin Absolem. Die Frage ist: Wer bist du?”
“Alice!”
“Wir werden sehn.”
“Was willst du damit sagen? Ich sollte doch wohl wissen wer ich bin.”

“Ja, das solltest du! Dummes Göhr.

Bild