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Beweisen, vertrauenswürdig zu sein

Viele Künstler sind dadurch motiviert, ihren Selbstwert durch Bestätigung von aussen steigern zu wollen.
Die Bewunderung, der Applaus … das gibt ihnen Kraft.
Bei mir ist das anders.
Ich möchte beweisen, vertrauenswürdig zu sein. Vielleicht ist es das, was man Impostor-Syndrom nennt.
Als Kind zweier “Neigschmeckder” (das ist der schwäbische Begriff für “Zugezogene”), die auch noch beide unkonventionelle Leben führ(t)en mit ungewöhnlichen Ansichten und Gewohnheiten, die auch noch beide in kreativen Berufen tätig sind/waren, bin ich selbst etwas “eigen” geworden, und vor allem zwischen meinem 10. und 15. Lebensjahr fiel es mir sehr schwer, mich sozial akzeptiert zu fühlen – im Gegenteil, es war mir eher üblich gemobbt zu werden, und so fand ich meinen Halt bei den Punks und in Fantasiewelten. Das schwäbisch-Konservative, das empört-Skeptische, das moralisch-Misstrauende, alles Diskriminierende – ich hasse es deshalb wie die Pest.
Meine Lösung dazu: Versuchen, absolut ehrlich & transparent zu sein, und mich zur Schau / zur Verfügung stellen.
Das hat immer gut funktioniert und sich nie geändert, nur dieses blöde Erbe hält mich davon ab. Aber damit bin ich bald fertig.
Nachtrag: Eine harmonische, vertrauensvolle Familie zu haben würde dieses Problem wahrscheinlich ebenfalls lösen.

Fantasie

Ich hatte mich zu entscheiden ob ich lieber ein Buch lesen, es als Hörbuch vorgelesen bekommen, oder es als Verfilmung ansehen möchte.
Ich habe mich für alle drei Varianten entschieden, der Vollständigkeit halber und um die Wirkungen miteinander vergleichen zu können.
Die Worte in meinem Kopf in Bilder zu übersetzen (also Buch oder Hörbuch zu konsumieren) hat meine Vorstellungskraft beansprucht und damit vergrößert.
Da ich das letzte halbe Jahr überwiegend mit negativen Bildern im Kopf gelebt habe, und es sich um einen schönen Fantasieroman handelte, war dies ein äusserst angenehmer Kontrast, der mich daran erinnerte, wie wichtig es ist, gute innere Bilder zu haben, und was das aber auch erfordert: Bewusste Auswahl von positivem Input, bewusst positive Gedanken machen, bewusst die Vorstellungskraft trainieren.
Das Buch als Medium gab mir die beste Möglichkeit mich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Er wurde nicht weiter verfälscht durch Stimme oder Tonalisierung im Hörbuch oder durch alle möglichen cinematographische Entscheidungen im Film, und ich konnte in meiner eigenen Geschwindigkeit lesen. Dadurch wurden Details klarer. Es hat meine volle Aufmerksamkeit erfordert, wodurch ich die meisten Vorstellungen bekam, und am vielseitigsten interpretiert habe.
Das Hörbuch war aber vom Buch nicht weit weg was die Inanspruchnahme meiner Vorstellung angeht; zumindest verglichen mit dem Film.
Beim Film war meine Vorstellungskraft nämlich fast komplett ausgeschaltet. Ich konnte ein bisschen über cinematographische Entscheidungen nachdenken, aber das war’s auch. Ansonsten war es eher mentale Mästung.
Dennoch, oder gerade deshalb, bin ich am ehesten dazu geneigt, die nächste Episode (es handelt sich um eine Buchreihe) als Film zu konsumieren!

Kurz die Begriffe “Vorstellung” und “Fantasie” zu unterscheiden:
Vorstellung soll heissen: Etwas, was man in Form von Worten o.Ä. von aussen zugetragen / kommuniziert bekommt in innere Bilder zu übersetzen.
Fantasie soll heisen: Eigene innere Bilder zu erschaffen.

Nicht ich habe das Buch geschrieben, sondern die Autorin. Das hat sie erledigt, und sie ist wohl diejenige die von allen wahrscheinlich den größten Spaß an dem Buch hatte, indem sie es schrieb.
Sie setzte ihre Fantasie ein um Geschichten und Bilder in ihrem Kopf aus ihrem Erfahrungsschatz und aus ihrer Kreativität heraus zu erschaffen, und übersetzte diese dann in Worte.
Wenn ich das jetzt “genial” nennen möchte, fällt mir folgender Satz von Cicero ein:
“Die Zeiten sind schlecht. Kinder gehorchen ihren Eltern nicht mehr und alle schreiben ein Buch.”
– Dieser Satz ist über 2000 Jahre alt.
Heute sind die Zeiten schlecht, weil alle sich auf OnlyFans vor der ganzen Menschheit prostituieren. Da hat sich was verändert.
Es fällt nicht mehr nur schwer ein Buch zu schreiben, es fällt gar schwer ein Buch nur zu lesen.
Die Anstrengung zu erledigen selbst zu denken und selbst zu fantasieren wird einem vielleicht allzu oft abgenommen. Sich dem Bilderbombardement auszusetzen (“noch ein bisschen scrollen…”) ist, hart ausgedrückt, vielleicht ein bisschen so, wie sich selbst Sprühlack auf’s dritte Auge zu ballern.
Wenn es schwer fällt selbst schöne Gedanken zu machen, vielleicht durch schwierigere soziale Verhältnisse, Skandalpresse (eine Krise nach der anderen), persönliche Probleme und gespaltene Gesellschaft etc. pp. lässt man sich das Fantasieren lieber abnehmen – man glaubt man käme sowieso nur auf schlechte Gedanken, und dass man vor der Wirklichkeit flüchten müsse. Oder sei es gar nur aus Langeweile. Oder aufgrund perfider, süchtig-machender Methoden von Content-Anbietern.
Hier vermute ich einen Teufelskreis. Lässt man die eigene Fantasie verkümmern und frisst statt dessen Input von aussen, so wird es einem vielleicht eher noch schlechter gehen. Input von aussen bringt einen nur sehr selten näher zur eigenen Wahrheit, wesentlich öfter verängstigt er einen vielleicht nur noch mehr – wenn man sich eben nicht bewusst damit ausseinandersetzt, womit man sich ausseinandersetzt.
Gleichzeitig verkümmert dabei Fantasie und Vorstellungskraft – und man braucht den fertigen Input von aussen deshalb mehr und mehr. Kann das sein? Nur eine Theorie.

Optimistisch bin ich aber trotzdem. Ich habe nämlich den Eindruck, dass es auf allgemeineres Verständnis stößt, dass die Dinge, denen man sich aussetzt, großen Einfluss auf uns haben.
Und mir ist aufgefallen, dass es wichtig ist meine eigene Fantasie zu üben.
Es ist schließlich doch so, dass ich mich dazu entscheiden kann, ob ich mir die Fantasie ganz abnehmen lasse, wenn ich einen Film ansehe, oder ob ich doch noch zumindest meine Vorstellungskraft benutze, indem ich ein Buch lese, oder ob ich doch gar die inneren Bilder selbst erschaffe, indem ich selbst fantasiere.

KI: Bildrechte und Datenschutz

Ein Gerichtsbeschluss der USA von August letzten Jahres besagt, dass das Urheberrecht für Bilder die rein durch bildgenerierende KIs berechnert wurden, nicht bei denjenigen liegt, die die Software benutzen, sondern bei der Software-Company. Dadurch werden einerseits die Kreativen dazu bewegt weiterhin ihren eigenen Stil zu entwickeln statt programmativ Inhalte anderer zu verschmelzen (im Gehirn statt im Computer), und diejenigen, die die KI-Software programmieren, müssen sichergehen, dass ihre Bild-Datenbanken keine Urheberrechte verletzen. Adobe macht das zum Beispiel so, dass man Bilder, die man mit ihren Programmen (Photoshop etc.) erstellt hat, freiwillig für KI-Training zur Verfügung stellen kann.

Stable Diffusion, Midjourney und weitere KI-Modelle für Bildgenerierung, einschliesslich der vielen Modelle die auf Stable-Diffusion beruhen, wurden berechnet aus den über 5 milliarden Bildern (ca. 3 Terrabyte Bilder), die sich in der “LAION-5B”-Bilddatenbank befinden.
Diese Datenbank kann man hier durchforsten:
https://haveibeentrained.com/
Die Bilder die man dort findet wurden automatisch von einem Programm gesammelt, welches das Web durchsucht und Bilder herunterlädt. Die Verschlagwortung der Bilder ist anschliessend von vielen Arbeitern erledigt worden, wodurch jetzt KI-Modelle trainiert werden können, welche aus Worten Bilder machen. Es gibt noch einige weitere Datenbanken dieser Art.

Es kann gut sein, dass dort auch Bilder von dir drin sind, oder Bilder die du gemacht hast, ohne dass du gefragt wurdest. Die sind aber wahrscheinlich nicht mit deinem Namen assoziiert.
Dass die Suchanfrage “Walter Giers” dort Ergebnisse liefert ist nicht rechtlich, ich find’s aber gut. Die Ästhetik die er entwickelt hat lebt dadurch hier weiter. Würde er noch leben wäre das wohl was anderes.

Man kann auf “haveibeentrained” Bilder markieren, welche in Zukunft nicht mehr für das Trainieren von bildgenerierender KI verwendet werden sollen.

In Deutschland ist die Diskussion noch nicht so weit. Auch in den USA stehen viele Antworten auf rechtliche Fragen aus, bevor Technologie, die es schon gibt, überhaupt veröffentlich wird, zum Beispiel “Sora” von OpenAI, bei dem es sich um ein Modell handelt, welches fotorealistische Videosequenzen erzeugen kann.

Was ist bildgenerierende KI überhaupt?
Eine Software, mit der man ganze Bilder erzeugen kann, in dem man mit Worten beschreibt, was man sehen will – klar.

Weitere Einsatzbereiche:
– Das Vergrößern digitaler Bilder (die KI füllt die fehlenden Informationen zwischen den Pixeln aus)
– “Fertig”-aussehende Bilder aus Skizzen erzeugen
– Transfer vom “Style” eines Bildes auf ein anderes
– Ausfüllen von fehlender Information in einem Bild für Retuschierung, Restaurierung, Veränderung oder Austauschen von Bilddetails
– Erkennung von Objekten für selbige Zwecke (z.B. durch automatische Maskierung)

Das funktioniert auch für Videos. Dafür gibt es natürlich noch mehr neue Tools.
Ich empfehle die Reaktion des Disney-Animation-Veterans Aaron Blaise auf ein Animationsfilm, welcher durch neue Werkzeuge dieser Art gemacht wurde, anzusehen: https://www.youtube.com/watch?v=xm7BwEsdVbQ (Fazit bei Minute 15:10)
Für diese, und KI, die mit anderen digitale Daten wie Audio (Musik, Sprache), Text, Programmcode usw. arbeitet, gibt es eine kuratierte Liste mit neuen Tools: https://futuretools.io/

 

Nachtrag vom 24.04.24: In Deutschland werden Bilder, die rein durch KI erzeugt wurden, verkauft. Das ist gängige Praxis. Also OK.

Im Fitnesscenter

Dieses Fahrrad bringt mich nirgendwo hin.

Ich trete in die Pedale, gebe alles, doch es bewegt sich nicht.

Dann bewege ich Gewicht. Es bewegt sich zurück.

Wofür?

Kraft.

Wolken

Wolken bewegen sich langsam

vor die Sonne, es wird dunkel und kalt.

In unregelmässigem Rhythmus bedecken sie sie

und geben sie wieder frei,

und es wird hell und warm.

Ich sitze

wartend auf die Momente in diesem bösen Takt

in denen sie ihr Platz lassen

auf mich zu scheinen

 

An einem anderen Ort:

keine Wolken